Simon & Garfunkel :: Wednesday Morning, 3am; Sounds Of Silence; Parsley, Sage Rosemary And Thyme; Bookends; Bridge Over Troubled Water
Die ersten fünf Original-Alben von Simon & Garfunkel mit zahlreichen bislang unveröffentlichen Stücken als Bonustracks.
Nach dem 3-CD-Box-Set OLD FRIENDS (1997) war es nur eine Frage der Zeit, bis sämtliche Originalalben von Simon & Garfunkel in tontechnisch aufgefrischter Form veröffentlicht werden würden. Nun liegen – um zahlreiche, zum großen Teil unveröffentlichte Songs ergänzt-jene fünf Alben vor, die die kurze Weltkarriere des Duos nacherzählen. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: Aus unerfindlichen Gründen fehlen in dem Paket der ’68er-Soundtrack THE GRADUATE und die Kopplung SIMON AND GARFUNKEL’S GREATEST HITS (1972) – beides Multimillionenseller. Im Sog zahlreicher Dylan-Duplikate starb das im Oktober 1964 veröffentlichte, von Tom Wilson sparsam produzierte Debütwerk Wednesday Morning, 3am einen einsamen Tod an den Ladenkassen. Die noch etwas krude Mixtur aus zweistimmigem Gesang ä la Everly Brothers und akustischer Begleitung klang, kulminierend zwischen Folkstandards („Go Teil It On The Mountain“, „Peggy-O“), Dylans „The Times They Are A-Changin'“ und Selbstgestricktem, noch reichlich durchschnittlich. Paul Simons Talent, eindrucksvoll Geschichten zu erzählen, schimmert bei fünf Eigenkompositionen allerdings schon durch, darunter eindringlich-sensitive Nabelschauen wie „The Sound Of Silence und das Titelstück. Doch sollte es noch ein Jahr und ein weiteres Album bis zum Durchbruch dauern. Zwei der drei Zusatztitel-Alternativ-Versionen von „He Was My Brother“ und „The Sun Is Burning“-wurden erst kürzlich entdeckt. Nach eherverhaltenen Reaktionen auf das Debüt zog sich Simon enttäuscht zum Studium nach England zurück. Unter dem Einfluss britischer Folkmusiker wie Bert Jansen, Davey Grahame, Al Stewart und Sandy Denny – mit letzteren beiden teilte er 1965 in Londons East End ein Appartment -spielte das Allroundtalent unter dem Titel THE PAUL SIMON SONGBOOK (nahezu alle Stücke erschienen wenig später in neuen S&G-Versionen) ein nur für den englischen Markt konzipiertes Akustikalbum ein und tourte durch europäische Folk-Clubs. Ende 1965 erreichte ihn schließlich vor einem Auftritt in Kopenhagen die unglaubliche Nachricht:“The Sound Of Silence“ stand in einer von Produzent Tom Wilson mit der Session-Crew von Dylans BRINGING IT ALL BACK HOME überarbeiteten, leicht elektrifizierten Fassung an der Spitze der US-Charts. Aufgeregt kehrte Simon in die Staaten zurück und begann mit Art Garfunkel jene Aufnahmen, die im Februar 1966 unter dem Titel Sounds Of Silence eiligst veröffentlicht wurden. Bei den von Bob Johnston überwachten Studioterminen entstanden mit subtiler Bandbegleitung neben einem gelungenen Byrds-Plagiat („Blessed“) und dem angejazzten „Somewhere They Can’t Find Me“ auch die erfolgreichen Singles „I Am A Rock“ und „Homeward Bound“. Gleich drei von vier Bonuscuts („Barbriallen“,“Rose Of Aberdeen“, „The Roving Gambler“) erleben nach mehr als 35 Jahren hier ihr Debüt. Mit Album Nummer drei, veröffentlicht im September 1966, gelang Simon & Garfunkel ein großer Schritt in Richtung Unabhängigkeit. Der mehr und mehr in den Fokus rückende Simon erwies sich als Meister komplizierter Studiotechnik und vertrackter Arrangements. Als eines der ersten Alben in jener Ära entstand das psychedelisch-angehauchte Parsley, Sage Rosemary And Thyme – der Titel entstammt einer Zeile aus dem Opener „Scarborough Fair“-im Achtspurverfahren. Ein Quantensprung im Folk-Pop, wie in jener Ära wohl obligatorisch auf den Einfluss halluzinogener Substanzen zurückzuführen.Ätherische altenglische Folklore („Scarborough Fair“) wurde mit surrealistischem Tongue-in-cheek-Beat („The Big Bright Green Pleasure Machine“),fernöstlichem Mystizismus („Pattern“) und simplen Folk-Ohrwürmern wie „Homeward Bound“ gemischt. Als im Februar 1968 mit dem Konzeptwerk BOOKENDS das lange erwartete vierte Album erschien, gehörten die nicht nur äußerlich so ungleichen Partner bereits zum Establishment. Dementsprechend durften sie nun Forderungen nach eigenem Gusto stellen. In Koproduktion mit Langzeit-Spezi Roy Halee übernahm das Duo die Aufsicht im Studio,setzte mit 16-Spur-Rekorder und spartanischen Einsätzen des gerade auf den Markt gekommenen Moog Synthesizers einen noch höheren Technikstandard als auf dem Vorgänger. Das Ergebnis: ein kommerzieller Treffer ersten Ranges. Ähnlich wie bei den Beatles („White Album“) oderThe Band (MUSIC FROM BIG PINK) baute Bookends auf Back-to-theroots-Philosophie, mit spartanischen Arrangements und einer kristallklaren Produktion bei „Voices Of Old People“,“Old Friends“, „Overs“ und dem Titelsong. Konventionellere Stücke wie das wunderschöne „America“ oder die skurrile Saga von „Punky’s Dilemma“entwickelten sich zu Evergreens. Die als Singles ausgekoppelten Stücke „A Hazy Shade Of Winter“, „At The Zoo“,“Fakin‘ It“ und das aus dem THE GRADUATE-Soundtrack stammende „Mrs. Robinson“ tummelten sich auf vorderen Charts-Plätzen. Nahezu zwei Jahre steckte Perfektionist Simon in das über neun Millionen Mal verkaufte letzte Album Bridge Over Troubled Water quasi sein erstes Solowerk. Garfunkel schaute nur noch gelegentlich im Studio vorbei, weil er sich seiner Filmkarriere („Catch 22“) widmete. In Deutschland blieb das Album mehr als ein Jahr in den Hitlisten, in den USA hielt es sich zehn Wochen auf der Pole Position. Zwischen sonnigem Pop („Cecilia“), herzerweichenden peruanischen Impressionen („El Condor Pasa“), selbstkasteienden Balladen („The Boxer“) und dem großartig hymnisch-gospelnden Titelsong entwickelte der fünfte Longplayer ein melodisches Konzept von großer Opulenz. Die live aufgezeichnete Version des Everly Brothers-Klassikers „Bye, Bye Love“ schloss den Kreis und stimmte die treue Fangemeinde sentimental auf den Abschied des Duos ein.
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