Joe Strummer & The Mescaleros – Global A Go-Go :: Rock
Wer die besten Jahre seines Lebens damit verbracht hat, die vielleicht wichtigste Band aller Zeiten zur vielleicht wichtigsten Band aller Zeiten zu machen, hat sich Ruhepausen verdient. Joe Strummer, schon als Clash-Gründer nicht mehr der Allerjüngste, beschloss nach dem zähen Ende der Band Mitte der Achtziger („Ich habe das tote Pferd geschändet, bis mich der Tierschutzverein verhaften ließ!“) seine Originalmischung aus Coolness, Wut und Hirn zu bewahren, indem er sich dem „Betrieb“ (der die übliche Abfolge von Soloplatten forderte) entzog. Ein Soundtrack hier, eine Filmrolle da, eine Session dort; nach dem ersten „richtigen“ Eigen-Album EARTHOUAKE WEATHER (1989) vergingen dann zehn Jahre, bis er mit den Mescaleros eine neue Band zusammen und ROCK ART & THE X-RAY STYLE am Start hatte. Zehn Jahre, in denen eine neue Generation von „Punks“ neue Idole gefunden hatte und von dem Endvierziger mit seinem südamerikanisch infizierten Ghetto-Straßen-Reggae-Rock nicht mehr viel wissen wollte. Strummer nahm Pfiffe und Ignoranz gelassen hin und widmete sich den zwei Dingen, die er am liebsten tut: sprechen (seine Backstage-Garderobe steht seit jeher jedem für Bier und Diskussionen offen) und musizieren. Das zweite Mescaleros-Album reflektiert beides. Die Texte strotzen nur so vor Anspielungen auf klassische Rock ’n‘ Roll-Mythen („seventeen burned out cars in the valley“) und Tagesaktualitäten („at the G7 summit, we’ve got some 25″). Und schon der Openerjohnny Appleseed“ hat die unaufgeregte melodische Fröhlichkeit einer vielköpfigen Lagerfeuer-Party im nächtlichen Barrio und klingt wie eine Mischung aus Strummers wunderbarem WALKER-Soundtrack und der vierten Seite von LONDON CALLING; Songs wie „Bhindi Bhagee“, „Mondo Bongo“ oder „Shaktar Donetsk“ macht dem Albumtitel alle Ehre. Aber was Strummer und Band veranstalten, ist eben keine eitle Anbiederung an World-Music-Trends und Karibik-Boom, sondern Ausdruck der musikalischen Seele eines Mannes, der den Staub der Straßen zwischen New Orleans, Havanna und Caracas und die Herzen der Menschen besser kennt als viele, die dort leben (müssen). Und der gelernt hat, seine Eindrücke und Gedanken, seinen Zorn und seine Sehnsucht in Songs umzusetzen,die mehr Liebe, Hoffnung, Lebenslust und Tiefe ausstrahlen als das meiste, was wir heutzutage sonst so hören (müssen).
www.joestrummer.com
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