Migala – Arde :: Melancholie-Pop

Kann man den Segen der Heiligsprechung weitergeben, wie ein Staffelläufer den Stab? Dann hätten Migala gute Karten, bald oben mitzumischen, im Spiel der Sangesbrüder von Gottes Gnaden. Hatten sie doch die Ehre, Will Oldham auf seiner letzten Spanientour als Backingband zu verstärken, nachdem der ja erst kurz zuvor von Johnny Cash die Absolution erteilt bekommen hatte. Auch wenn sich der Faden vielleicht so leicht nicht spinnen lässt, die Richtung ist vorgegeben. „Klassische Songs in einer unheimlichen Atmosphäre“ hat sich das Sextett aus Madrid auf die Fahne geschrieben; wenn man an die oben genannten Namen denkt, fällt der Apfel da ja nicht allzu weit vom Stamm. Aber wo Will Oldham einsam die höchsten Berge erklimmt und sein Leiden hinausträgt, sitzen Migala lieber kollektiv in einer abgedunkelten Kaffeebar und sinnieren schwermütig über diese „Times of Disaster“ (Songtitel). Und schon schwenkt die Kamera auf die Tindersticks,Treffer versenkt. Nicht nur in London, nein, auch im südlichen Madrid kann das Leben grau und trist sein. Latin Lover ade, sad young men olé. Migala zelebrieren ihre Trauer mit einer solchen Anmut und Würde, dass sich der Selbstmitleids-Spott schnell in Ergriffenheit auflöst. Ihr Instrumentenpark ist beachtlich, der dezente, geschmackvolle Umgang damit lässt höchstens noch Vergleiche mit der Arbeitsweise von Lambchop zu. Kein Wunder, dass die Band in Frankreich und den USA heiß gehandelt wird.

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