Fantomas – The Director’s Cut :: Avantkrach-Attacken

Mit geradezu chirugischer Präzision komponieren (!) und interpretieren Fantomas – Mike Patton (Ex-Faith No More), Schlagzeuger Dave Lombardo (Slayer), Gitarrist Buzz Osbourne (Melvins) und Bassist Trevor Dunn (Mr. Bungle) – ihre Avant-Krach-Attacken und gehen dabei durchaus mit einer Attitüde, wie man sie aus der Jazz-Avantgarde kennt, an die Weiterentwicklung des Noise-Hardcore-Metal-Genres heran. Auf The Director’s Cut geht Patton nicht nur formal sondern auch inhaltlich konzeptionell vor. Er hat sich sechzehn Songs aus seinen Lieblingsfilmen vorgenommen – und das sind mehrheitlich düstere Streifen aus den fünfziger bis siebziger Jahren. Fantömas interpretieren die Melodien aus Filmen wie „The Godfather“,“Der Golem“, „Night Of The Hunter“, „Rosemary’s Baby“, „The Omen“, „Twin Peaks“, „Henry: Portrait Of A Serial Killer“, „Cape Fear“, „Experiment In Terror“ oder „Charade“ natürlich in ihrer typisch anarchischen Mischung aus Death Metal, Easy Listening und Musique Concrete. Krach wechselt sich ab mit lieblichsten Melodien, komplexe, metallische Passagen werden von Stille kontrastiert oder mit anderen Worten: In einem Fantomas-Stück gibt es mehr Breaks als im Gesamtwerk der Rolling Stones. Trotz dieses deskonstruktivistischen Ansatzes bleibt das Grundgerüst der Stücke auf The Director’s Cut fast immer erhalten, die Struktur erkennbar. Aber immer dann, wenn es allzu niedlich zu werden droht, wenn der Hörer beginnt, es sich im gefälligen Wohlklang bequem zu machen, kommt Buzz Osbourne mit seiner fetten Gitarre daher oder Mike Patton gurgelt seine Vocals, die eher als ein weiteres Instrument eingesetzt werden, denn als Gesang. Oder ganz anders ausgedrückt: heiße Scheiße.

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