David Browne :: Dream Brother: The Lives And Music Of Jeff And Tim Buckley

Jeff und Tim Buckley - ihre Geschichte ist die von Genie, Selbstzerstörung und frühem Tod. Hier einfühlsam erzählt.

Als Tim Buckley 1975 im Alter von 28 Jahren in Los Angeles an einer Überdosis Heroin krepierte, hatte er so viel durchgemacht, dass Normalsterbliche dafür drei Leben brauchten. Als Jeff Buckley 1997 im Alter von 30 Jahren beim Schwimmen im Mississippi ertrank, verlor die Pop(?)-Musik eines ihrer erratischsten und ganz sicher viel versprechendsten Talente. Was das Leben nicht zustande brachte – Vater und Sohn blieben sich zeitlebens fremd, Tim hatte seinen Sohn und dessen Mutter sechs Monate nach Jeffs Geburt verlassen, weshalb der Kontakt zwischen beiden sporadisch blieb -, schafft der US-Journalist David Browne: Er verzahnt kurzerhand die beiden Biografien und zeigt frappierende Kongruenzen auf, ohne dass die Konturen der unterschiedlichen Epochen und der mit Konfliktstoff aufgeladenen (Nicht-)Beziehung verschwimmen, ohne dass einem der beiden Protagonisten Unrecht getan würde. Hier Tim, der in autoritären Verhältnissen aufwuchs, früh heiratete, Vater wurde, Frau und Kind um der Freiheit und Karriere willen verließ und zu einem der größten Vokal-Stilisten zwischen Jazz, Rock und Folk aufstieg. Einer, der immer nur nach vorn blickte, nie Kompromisse einging, lieber vorwitzige Konzertbesucher anraunzte (Fan: „What about ‚Buzzin‘ Fly‘?“ Tim: „What about horseshit?“) und schließlich doch zerbrach – am Unverständnis der anderen ebenso wie an sich selbst. Dort Jeff, heimat- und oft auch orientierungslos (auch in seinen musikalischen Vorlieben), von den frühesten Anfängen seiner Karriere an mit dem Schatten seines Vaters kämpfend, in Selbstzweifel und Weltverdruss versinkend, launisch. Einer,dem mit „Grace“ ein grandioses Album gelang, dem die Londoner „Times“ das Prädikat „Künstler mit unbeschränktem Talent“ verlieh, der aber nie einen Befreiungsschlag gegen das eigene Ich landen konnte. Browne hat sorgfältig recherchiert, Hunderte von Interviews geführt und schreibt mit deutlich spürbarer Sympathie, aber auch mit der gebotenen Distanz, und vor allem tut er dies wohltuend unspekulativ, bemerkenswert suggestiv und stets informativ. Kurz: Ein essenzielles Buch über zwei der bemerkenswertesten Künstler der US-Musikszene.