Stereo MC’s – München Metropolis :: Groove-Giganten
ES ist der Beat. Auf den (wenigen) Platten der Stereo MC’s groovt er distinguiert und auf britische Weise feinsinnig. Beim Auftritt der Dance-Pioniere im Münchner Metropolis sprengt der Beat alle Fesseln der Zurückhaltung. Fordernd marschiert er los, hart und bestimmend schlägt er den Takt, unerbittlich und straff drängt ersieh in den Vordergrund. Hier geht es kaum noch um feines Handwerk an der Klangbaustelle. Die Tracks werden als wuchtige, funktionale Bauten hochgezogen. Es gibt nur ein Ziel: die Party. Angeblich bestanden die Stereo MC’s selbst auf ein Gastspiel im kleinen Rahmen. Das Ausweichen vom völlig ausverkauften Metropolis in eine größere Halle hätte in den Augen der Band den Spaß wohl deutlich reduziert. Klar, zur Partystimmung gehört nun mal Tropendampf. Und eine schamanenhafte Reduktion der Darbietung auf die Rudimente musikalischen Schaffens:Trommeln und Gesang. Mal Schlagzeug, mal Percussion, mal beide zusammen holen jenen archaischen Beat zurück, mit dem sich in grauer Vorzeit schon unsere Urahnen ins Reich der Geister groovten. Dazu singen, rappen, summen, schreien Rob Birch und seine drei Mit-(nicht Background-Sängerinnen) in die Mikrofone. Call and response, Rede und Gegenrede, ich und du, Gott und der Teufel, Gospelfunksoul für das 21. Jahrhundert. Weihwasser und Weihrauch in dieser elektrisierten Kultstätte des Klangs werden von den Errungenschaften des technischen Zeitalters ersetzt: Bläsersamples spritzen in die Menge, Keyboardschwaden wetteifern mit den stets vorwärts treibenden Rhythmen. Als der Hohepriester der Zeremonie regelt Rob Birch die ganze Feier. Schweißflimmern, Bühnenlicht und Klanggewitter lassen seinen langen, hageren Körper scheinbar noch mehr wachsen; mit drei, vier Sprüngen misst er die gesamte Breite der Bühne ab, verlangt „Heys“ von dereinen Seite des Auditoriums, einen Refrain von der anderen. Mit stierem Blick streckt er sich bis in die Fingerspitzen, fällt zusammen und keucht einen weiteren Rap. Nach Jahren der Pause endlich wieder auf der Bühne, veranstaltet Rob Birch seine ganz eigene Show. Zwar lässt er das Publikum teilhaben an seinem Auftritt, aber im Grunde feiert er nur für sich. Zwei Mädels aus den ersten Reihen schaffen es auf die Bühne und tanzen ein wenig mit – Birch beachtet sie kaum. Ein einziges Mal zwingt er sich zu einem netten Wort, ansonsten scheint er die Gäste kaum zu registrieren. Birch muss weiter. Der Beat drängt und führt ihn durch ein Programm, das alte und neue Stücke zu einer Einheit zusammenhämmert. Wobei die Stimmung erheblich steigt, wenn dem Publikum vertraute Laute von „Connected“ oder „Ground Level“ präsentiert werden. Aber auch neue Stücke wie „Deep, Down And Dirty“ lassen Tänzer und Mitwipper kaum zur Ruhe kommen. Das Ganze ist ja auch mehr Party als Konzert. Ein Rave eben. Leider ein wenig kurz. Aber der Beat ist klasse.-»www.stereomcs.co.uk
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