Don Henley: Oakland, Paramount Theatre :: Gepflegter Wohlklang

Fremder, kommst du nach Oakland. schau dir unbedingt das „Paramount Theatre“ an. Allerdings nicht gerade, wenn Don Henley da spielt. Dann kostet der Eintritt in Amerikas schönsten Art-Deco-Tempel nämlich 86 Dollar. Und das ist einfach zu teuer-für das „Paramount“ und erst recht für Herrn Henley. Der war mal Schlagzeuger und Sänger bei den Eagles und fungiert heute (je nach Standpunkt) als deren Nachlassverwalter bzw. Leichenfledderer. Auf jeden Fall zählt er zu jenen Musikern, von denen man gewöhnlich sagt, ihr Publikum sei mit ihnen gealtert (und füllig um die Hüften geworden).

Die 3000 Mittvierziger im Saal haben zunächst ausgiebig Gelegenheit, die Ornamente an Wänden und Decke zu bestaunen, bis Henley mit 40 Minuten Verspätung das letzte Konzert seiner neunmonatigen Tournee beginnt. Die zehnköpfige Band verbreitet gepflegten Wohlklang, während sie sich durch Henleys Solo-Repertoire und die größten Hits der Eagles arbeitet. Mainstream-Ware wie „Sunset Grill“ oder „End Of The Innocence“ reißt nur jene vom Stuhl, die den Saal verlassen wollen, um das prachtvolle Theater-Foyer ungestört zu genießen. So vergeht die Zeit im entspannten Mid-Tempo, ohne dass sich auf und vor der Bühne jemand ernsthaft verausgaben würde.“Laid back“ nennen sie einen solchen Vortrag in Kalifornien. Böse Zungen übersetzen das mit „langweilig“.

Ein paar Highlights finden sich dann doch im zweistündigen Programm:“The Boys of Summer“ zum Beispiel, ein Klassiker aus den Achtzigern, „Life In The Fast Lane“, der einzige waschechte Rock-Song der Eagles, oder auch „Workin‘ It“ von Henleys letztjährigem Album „Inside Job“, bei dem beide Gitarristen die Verzerrer anwerfen dürfen und der Schlagzeuger zusammen mit dem Percussionisten ein kräftiges Rhythmusgewitter entfacht. Gegen Ende des Sets betreten zwei Posaunisten die Bühne, improvisieren zusammen mit der Band eine zunächst rätselhaft wirkende Ska-Nummer Bis Henleys heisere Tenorstimme plötzlich die berühmten Zeilen hervorpresst: „On a dark desert highway, cool wind in my hair…“ Die karibische Version von „Hotel California“ enttäuscht die Erwartungen eines Nostalgiesüchtigen Publikums aufs Angenehmste. Spätestens als die beiden Posaunen das markante Gitarrensolo originalgetreu nachspielen, hat auch der konservativste Eagles-Purist ein breites Grinsen im Gesicht.

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