Style Liga: München, Muffathalle :: Psychedelic Freakout
Mitternacht War längst durch, als Samy Deluxe das erste Mal an diesem Abend die Beats und die Luft anhielt und wie ein Käfigtier mit gesenktem Kopf von Bühnenrand zu Bühnenrand tigerte. „Ich weiß, dass ihr den Shit noch nicht kennt, weil der neu ist. Aber das heißt nich‘, dass ihr hier stehen dürft, ohne Applaus zu geben“, flüsterte er und hängte-ohne das Mikro auch nur ein einziges Mal von den Lippen zu nehmen-den nächsten perfekten Freestyle dran, während der DJ hektisch die Platte wechselte, um mit kurzer Verspätung wieder die Drums losbrechen zu lassen. „Ohne Applaus“ war allerdings restlos übertrieben, die überaus enthusiastische Crowd war bei dem neuen Material lediglich ein wenig leiser geworden. Vielleicht hatten die Fans in ihren Baggy-Pants auch einfach müde Beine bekommen,denn das Programm,das seit 20 Uhr geboten wurde, war mehr als außergewöhnlich:
Schon die Stylischen 3 Könige (aka Moqui Marbles) sorgten für ausgelassene Stimmung und machten sich mit ihrem Slogan „Wir wollen eure Hände sehen“ gerade unter den Leuten Freunde, die sich zuvor am Eingang über das Motto „Wir wollen eure Rucksäcke sehen“ geärgert hatten. Um eine Kiste schwerer Eddingstifte hatten die Türsteher die Kids erleichtert, die dafür später umso höher sprangen, als ein Special Guest nach dem anderen einmarschierte. Den Anfang der Überraschungs-MC-Garde machte Denyo von den Absoluten Beginnern, der während der bejubelten Styles von Illo 77 und Mr. Schnabel auftrat und den „Hammerhart-Remix“ und „Spiel 77“ aus der aktuellen LP „Minidisco“ zum Besten gab. Angekündigt als „der Mann, auf den ihr alle gewartet habt“, trat um kurz vor 23 Uhr nicht Samy Deluxe, sondern Ferris MC auf die Bühne, wand sich in einer Zwangsjacke und präsentierte in einer Furcht erregend psychopatischen Performance die krankesten Rhymes aus der „Asimetrie“-LP und dem kommenden „Fertig“-Album.
Die Decke zum Einstürzen aber brachte fast Samy Deluxe, der so flüssig und elegant, so wuchtig, souverän und spontan rüberkam, dass sich ein Glücksgefühl einstellte, das nicht mehr zu toppen war. Dachte man. Bis ein junger Mann auf die Bühne spazierte, der mit einem Polizei-Einsatzhelm maskiert war, und, während Samy rappte, minutenlang einfach nur dastand. Und dann langsam den Helm abnahm. Der Mann war MC Eißfeldt aka Jan Delay. Mehr kann man Fans nicht bieten.
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