Rammstein :: Mutter
„Songs faded after 3 Minutes“, warnt der Aufkleber auf der Promo-CD. Nun gibt es ja Leute, die meinen, sie nach drei Minuten auszufaden sei nur das viertbeste, was man mit Rammstein-Liedern machen kann. Mutter mag nun aber Rammstein-Fans wie -Muffel gleichermaßen Freude bereiten. Denn Mutter ist ein Mirakel: eine Platte, die gleichzeitig als Gipfel-Leistung und als ultimative Parodie ihres Genres funktioniert. Die Über-Neue-Deutsche-Härte-Platte, die Pamela Anderson des NDH-Katalogs, konsequent auf die Lieferung der gewünschten Schlüsselreize hingetrimmt. Und somit freilich auch hart an der Grenze zur Selbstverlade. Klar heißt das erste Lied gleich „Mein Herz brennt“, und so geht es weiter mit den lustigen Reizwort-Geschichten. Man sieht Till Lindemann schier vor sich, wie er im Thesaurus seines PCs nach schön rollbaren Rrrr-Wörtern stöbert, um die dann ohne falsche Scheu Texte gebastelt werden, die „Rein Raus“ heißen und vom – uah! „Elefant im Nadelöhr“ schwadronieren, von Klonen, die nicht an Nippeln saugen dürfen, oder – köstlich! – vom „Zwitter“, der „nicht verzagt, wenn einer zu mir ‚Fick dich‘ sagt“. Dazu bratzen die Muskel-Gitarren im Stechschritt, rattern blitzeblank die Sequenzer, jubilieren Chöre, stöhnen scheints in Ketten gelegte Jungfrauen, wagnern Synthie-Streicher und wimmern Kinderliedchen zwischen den Riffs. Rock? Comedy? Das muss jeder für sich entscheiden.
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