Diverse – Voll in den Mann. Günther Koch Revisited

Die Lust des Tonmanns beim Elfmeter -Fußballreportagen im Remix.

Günther Koch ist kein Fußballreporter. Auch wenn der bodenständige Franke seit 25 Jahren allsamstäglich in einen der dem Fußball geweihten Opfertempel der Bundesliga pilgert, dort seinen Platz hinter einem Rundfunkmikrofon einnimmt, um schließlich das Ich, die Stimme, die Emotionen einfließen zu lassen in ein größeres, ein spirituelles Ganzes namens Radiokonferenzschaltungen der ARD.Trotzdem ist Günther Koch kein Fußballreporter, denn ein solcher Titel, gleichsam als Berufsbezeichnung missverstanden, würde dem Klangmaler unter all den Rundledersüchtigen nicht einmal in Ansätzen gerecht werden. Koch ist der Fan, ist der Wahnsinnige, der Süchtige, der Lyriker unter den verbalen Strafraumbeherrschern. Er ist es, durch dessen Schachtelsatzungetüme ein simpler Kick aus den Tiefen der Stammtischphilosophie in die olympischen Höhen des deutschen Bildungsbürgertums gehievt werden kann. Günther Koch beherrscht den flinken Sprung vom gänzlich impressionistischen DaDa (Babbel! Babbel! Babbel! Babbel!) bis hin zur linguistischen Setzkastenmethode eines Jürgen Habermas. Und weil er damit nicht nur zum Helden des Fußballs sondern auch der Popkultur geworden ist, sprechen ihm nun zahlreiche Künstler ihre Hochachtung aus in musikalischen Interpretationen (aka Remixes) seiner legendären Reportagen. Während etwa Hans Platzgumer den grünen Rasen in eine glitzernde Discokugelwelt verlegt, machen ihn Dead City Radio zum Shouter ihrer kleinen Punkrocknummer, und die Sparks komponierten sogar das „Concerto in Koch Minor“. Zwei hoch poetische Lesungen von Jennifer Minetti prallen auf ein Noisekonstrukt von Caspar Brötzmann, Hans Platzgumer beantwortet in einem zweiten Remix Kochs hemmungslosen Expressionismus mit einer digitalen Dekonstruktion und FM Einheit (Einstürzende Neubauten) wird Fan und Fußballclub zugleich: Unter dem Namen FC Einheit zieht er den Hut vor dem großen Wortkünstler, dem Bilderbuchtor-Rapper und Apercu-Jongleur Günther Koch.