Das Experiment :: Film des Monats
Kino als Extremerfahrung: Der Schauspieler Moritz Bleibtreu geht in einem grausamen Menschenversuch durch die Hölle – und wieder zurück.
PSYCHO-THRILLER 5 Im Jahr 1972 führte die Stanford Universität einen Psychotest über das Verhalten von Menschen in Extremsituationen durch. Nach wenigen Tagen musste es abgebrochen werden – die Situation war eskaliert, für die Sicherheit der beteiligten Männer konnte nicht länger garantiert werden. Grimme-Preisträger Oliver Hirschbiegel denkt das Szenario in seinem fulminanten Kinodebüt konsequent zu Ende. 20 Freiwillige sollen 14 Tage in einer simulierten Gefängnissituation ausharren; zwölf als Gefangene, acht als Bewacher. Die einzige Regel: Die Wärter sollen die Ordnung unter allen Umständen, aber ohne Einsatz von Gewalt wahren. Dass die Situation eskaliert, ahnt man zumal der Hautpfigur, dem Taxifahrer Tarek (Moritz Bleibtreu), daran gelegen ist, dass das Experiment aus dem Ruder läuft: Er hofft, mit einer knalligen Story endlich wieder als Journalist Fuß fassen zu können. Was verblüfft, ist, mit welcher Geschwindigkeit und Gewalt jedwede Vernunft über Bord geht und brutalste Härte und Grausamkeit Raum greift. Nach nur fünf Tagen ist das Versuchsgelände ein Kriegsgebiet, das nicht mehr alle lebendig verlassen werden. Unbeirrbar zieht Hirschbiegel sein Planspiel über die Dynamik von Gehorsam und Gewalt durch. Was DAS EXPERIMENT so beklemmend und gleichzeitig so faszinierend macht, ist die Nachvollziehbarkeit der Katastrophe. Der Zuschauer ist unweigerlich involviert, wenn hier auf Menschen uriniert, getreten und geprügelt wird. Und das großartige Ensemble – allen voran Bleibtreu – folgt dem Regisseur unerschrocken an Stellen der menschlichen Psyche, die man lieber unentdeckt ruhen ließe. Schon jetzt der beste deutsche Film des Jahres?
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