Project Pitchfork

Gestalten, Schwarz dominiert die mystische Szenerie. Keyboarder Jürgen Jansen in Weiß scheint einer der ganz Wenigen zu sein, die das nicht beherzigt haben. Mit „Sin“ eröffnen Peter Spilles und seine Mannen den Abend. Vom ersten Ton an Ist klar, dass keine Gefangenen gemacht werden und mit ekstatischer Energie an der Grenze des Wahnsinns rangiert wird. Wummernde Subwoofer erschüttern Mark und Bein, die Bühne ist in rot-grünes Licht getaucht, und die lieblichen Keyboardmelodien von Dirk Scheuber singen dünn über brachialen EBM-Samples. Die treibenden Beats werden alsbald mit rhythmischem Vorund Zurückschweben einiger Herrschaften in langen, schwarzen Umhängen kommentiert. Dieses Konzert soll etwas ganz Besonderes werden: Project Pitchfork präsentieren neue Songs aus dem kommenden Album „Daimonion“. Das ist griechisch und bedeutet Schutzgeist. Wovor sich diese Band schützen will, leuchtet allerdings nicht ein,denn die Fans stehen ihrauch nach zweijähriger Pause noch treu zur Seite. „Timekiller“, „Mine“ und „Existence“ heißen die Kostproben,die zuerst verhalten, dann aber mit wachsender Begeisterung aufgenommen werden. Schaurig schöne und unendlich melancholische Texte hüllen sich in ein elektronisches Soundduster. Für den Bruchteil einer Sekunde regt sich der Verdacht, dass Project Pitchfork poppiger geworden sein könnten. Diese Fusion aus Technik und Philosophie fügt sich aber ohne Umschweife in das bestehende Bild der Band ein. Die Songs sind sogar so brandneu, dass Peter Spilles den Text vergisst und sich unter hämischem Grinsen der Kollegen den Spickzettel ans Mikrofon holt. Der androgyne Frontmann – er zieht den schwarzen Lackmantel aus, zum Vorschein kommt ein zerrissenes Netzhemd,das an seinem hageren Körper baumelt – erzählt vom Videodreh zur Vorabsingle „Existence“ in Marokko. Nach einer Stunde verabschiedet sich die Band unvermittelt und wird unter frenetischem Gejohle und „Project“-Sprechchören auf die Bühne zurückgeholt. Im Zugabenblock legt der Vierer dann ein paar Hits wie „Carnival“ von seiner g8er-Erfolgsplatte „Eon: Eon“ nach. Ein Hauch von Patchouli liegt in der Luft, als alles vorbei ist. www.pitchfork.de