Louis Tillett – Learning To Die :: Kammermusikblues
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, staksend auf hohlen Piano-Stelzen, tappend aus Blues-Nebeln erscheindend, mit Höhlen-Stimmen aus gotischen Grüften hervor rufend, erzählend vom Meer der Melancholie, tausend Tränen tief? Louis Tillett, groß und breit von Gestalt, weil soviel an Trauer in einem normalen Körper keinen Platz finden würde, taucht mal wieder mit einem neuen Studioalbum auf, nachdem er sich in der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre ziemlich rar gemacht hat. Verändert hat sich nicht allzu viel in der düster schimmernden Scheinwelt des australischen Pianopoeten, nur noch ein wenig weiser scheint der Mann geworden zu sein. So lebt er seine schon vom ersten Album bekannte Neigung (siehe den Song „Persephone’s Dance“ auf EGO TRIPPING AT THE GATES OF HELL) zu Instrumentalstücken noch weiter aus, und schwelgt in der ersten Hälfte seines neuen Albums Learning To Die in allerlei kammermusikalischen Szenarien, die kongenial unterstützt werden von dem Saxofonisten Jason Morphett Sind diese bewegenden Kompositionen durchquert, folgt Louis Tilletts Weg wieder etwas gängigeren Pop-Pfaden; das Resultat allerdings wirkt nicht weniger ergreifend. Zwischen brüchiger Blues-Patina und brodelnden Balladen sucht Tillett einen Ausweg aus den Kerkern der Verzweiflung und findet doch nur diesen einen: Learning To Die. Immerhin besser als just a waiting‘ round to die, wie schon ein Seelenverwandter wusste.
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