Aimee Mann – Bachelor No. 2 OrThe Last Remains Of The Dodo :: Die Platte Des Monats

Kunst und Kommerz – immer wieder eine unselige Konstellation. Auf dereinen Seite stehen die ach so sensiblen Künstler mit ihren nicht selten haarsträubenden Vorstellungen, die sich am liebsten den ganzen langen Tag um ihre eigene Achse drehen und bei der leisesten Kritk an ihrem „Werk“ schwer verwundet in sich zusammensacken. Auf der anderen Seite sind die (Label-)Manager und Geschäftspartner, die dafür sorgen sollen, aus der Kunst ein Produkt zu entwickeln, das sich prächtig verkaufen lässt.Tja, und auf dem langen Weg zum Endverbraucher sind sich Künstler und Manager keineswegs immer einig, wie der Inhalt und die Verpackung ihrer Ware denn nun auszusehen hat. Mal gibt es Streit bei der Auswahl der Songs oder der Produzenten, unterschiedliche Ansichten über die Covergestaltung und den Erscheinungstermin, oder das Label wünscht sich ein neues Image der Künstlerin mit Minirock und freizügigem Hemdausschnitt, was bei mancher Sängerin zu Schreikrämpfen und Schlimmerem führen kann. Besonders beliebt ist auch die Diskussion um einen Vorzeige-Hit. Was das alles mit dieser Platte zu tun hat? Nun, Aimee Mann könnte über all die aufgeführten Differenzen sicher ein dickes Buch schreiben, hat sie aber nicht, sondern die Konsequenzen aus ihren bitteren Enttäuschungen mit verschiedenen Plattenfirmen gezogen, ihr eigenes Label gegründet, sich die Rechte an dem von der alten Plattenfirma boykottierten letzten Album zurückgekauft und es jetzt auf eigene Faust wiederveröffentlicht, und zwar so, wie sie es sich vorstellt. Und das Album ist ein Rachefeldzug par excellence geworden. Nicht nur, dass es mit Abstand das beste Album ihrer Karriere geworden ist und grandios an die Qualitäten aus dem MACNOLIA-Soundtrack anknüpft, Aimee Mann hat es sich nicht nehmen lassen, einige spitze Pfeile in Richtung Musikbusiness abzufeuern, natürlich so geschickt und zweideutig verpackt, dass sie immer auch als Abrechnungen mit einem alten Lover zu deuten wären. Kostproben gefällig? In „Nothing Is Cood Enough“, das in einer Instrumentalversion auch schon auf MAGNOLIA zu hören gewesen war, singt sie „Critics at their worst/Could never criticize/The way that you do“, in dem programmatischen „Calling It Ouits“ heißt es „He’s a serious mister/Shake his hand and he’ll twist your arm/With monopoly money/We’ll be buying the funnyfarm“. Mann, die seit den ersten Charterfolgen ihrer Wavepop-Formation ‚Til Tuesday Mitte der 8oer Jahre stetig dagegen ankämpfen musste, als Pinup-Girl vermarktet zu werden, schreibt clevere, emotional dichte Popsongs in der Tradition von Harry Nilsson, Randy Newman oder Elvis Costello, der ihr als Komponist für „The Fall OfTheWorld’s Own Optimist“ zur Seite stand, was ihrem letzten Label übrigens groteskerweise auch nicht recht war. Ihr gelingt das Kunststück, die kleinen wichtigen Nebensächlichkeiten des Lebens in kurze präzise Songs zu packen, ohne dabei in abgenutzte Floskeln zu verfallen. An dieser Stelle unbedingt erwähnt sein sollten auch einmal die Qualitäten von Multiinstrumentalist,Mitkomponist und Produzent Jon ßrion, der mit Aimee Mann schon seit den frühen 90er Jahren zusammenarbeitet, sonst bei u.a.den Eels, Fiona Apple, Elliott Smith oder Rufus Wainwright im Hintergrund die Fäden zieht und hier bei zwei Songs seine Finger mit im Spiel hat. Der größte DISCOGRAPH IE Whateverl994 1’mWith Stupid 1996 (beide Ceffen/Motor/Universal) Magnolia Soundtrack 1999 (WEA) Bachelor No. 1 Or The Last Remains Of The Dodo2000 (Superego/V2/Zomba) Gewinner auf BACHELOR NO. 2 ist jedoch eindeutig Aimee Mann selbst, die sich hiermit wohl endgültig freigeschwommen haben dürfte und nach der Oscar-Nominierung für den MAGNOLIA-Song „Save Me“ jetzt eigentlich fällig für den Grammy wäre. www.aimeemann.com