Riff – Tonspuren des Lebens :: Kluges zur Kultur

Anton Corbijn bannt die Vergänglichkeit, Peter Handke sucht eine Wurlitzer-Jukebox, Bruce Springsteen findet den Mittelpunkt der Welt, und Michelangelo Antonioni lässt Pink Floyds Roger Waters aus voller Kehle schreien – die Geschichten in RIFF erzählen von Pop, von den Momenten, in denen Pop als alles beherrschende Kultur unserer Zeit greifbar wird. Eine schöne Idee, fürwahr, nicht nur für Theoretiker. Und doch hat Thomas Steinfelds Ansatz, Figuren der Literatur, Kinohelden, Phänomene wie das Autoradio oder die Hitparade mit Momenten und Motiven der Rockgeschichte in Beziehung zu setzen oder sie miteinander zu kontrastieren, seine Tücken. Zwar gelingt es ihm immer wieder, neue Sichtweisen zu erschließen, überraschende Interpretationsebenen zu finden, mitunter wirken seine hochfliegenden, nicht selten assoziativen Gedankenflüge jedoch auch etwas bemüht, gelegentlich arg intellektuell überhöht. Immerhin ist der studierte Musikwissenschaftler, Germanist und Redakteur des FAZ-Feuilleton einer, der sich ausdrücken kann, seine Erzählungen in kurzweilige Schreibe zu verpacken versteht. Überdies kann Steinfeld große Repertoirekenntnis, einen immensen Vorrat an unterhaltsamen Anekdoten sowie einen scharfen Blick für Zusammenhänge auf der Habenseite verbuchen. Trotzdem: Wenn kluge Köpfe – und Steinfeld ist zweifelsohne ein solcher – über Popmusik schreiben, bleibt nicht selten der fade Nachgeschmack grauer Theorie, von Oberlehrertum und Klugscheißerei. Bleiben wir gerecht: Steinfeld doziert nicht, er versucht, den Dingen sozusagen neue (Buch-)Seiten abzugewinnen – nach dem in diesem Segment sonst üblichen debilen Geschwafel allemal lobenswert. www.dumontverlag.de