Johnny Dowd :: Americana

Es beginnt mit einer gospelartigen Harmonium-Kirchenorgel, dann setzt ein fieser 7Os-Heavyrock mit schleppendem Schlagzeug ein, bevor Johnny Dowd mit seinem gequälten Totengesang ins Bild rückt. In der zweiten Strophe übernimmt Co-Sängerin Kim Sherwood-Caso die Rolle der klagenden Figur. Eine unwirkliche Szenerie, ein wahrlich skurriles Duett, in dem Kim ihrem Johnny droht: „You better treat your woman nice.“ Stumbleand Fall heißt der Song und ist der Opener vom dritten Album des exzentrischen Amerikaners. Alles andere als ein leichter Einstieg, aber Dowd – optisch eine Mischung aus Jim Jarmusch und Heino – legt auch keinen Wert darauf es seinen Hörern leicht zu machen. Schließlich gibt es schon genug gefälliges Klangfutter ohne Format, und das keineswegs nur im seichten Popbereich, sondern auch im Land der „ehrenwerten“ Folk und Rock-Handwerker. Die vierköpfige Gruppe umschifft, wann immer es geht, die sicheren Häfen des Genres, wandelt lieber auf Echo-Exkursionen dub’scher Natur als mit versöhnender Lapsteel-Gitarre die Sympathien der Roots-Rock-Gemeinde zu gewinnen. Am ehesten gleicht Dowd mit seiner extravaganten Verweigerungshaltung dem alten Trotzkopf Howe Gelb, dem er mit seinem lässig weggeworfenen Sprechgesang auch stimmlich ziemlich nahe kommt, aber im Vergleich zu Giant Sand ist das hier immer noch die reinste Geisterbahn, kein Teen-Horror wohlgemerkt. So heißt der letzte Song auch nicht „Scream #9“, sondern „Death Comes Knocking“. Dass man dieses Album wirklich genießen könnte, kann man wohl kaum sagen, aber spannend ist es allemal. www.johnnydowd.com