20 Schätze, die keiner kennt – oder doch?

…AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD

Madonna, DOMINO/ZOMBA

Musik aus schlauen Pilzköpfen durch den Bauch mit voller Wucht ins Schwarze. „Madonna“ tobte wie MC5, brannte wie Black Sabbath, kickte den Rock ’n‘ Roll ins neue Jahrtausend, (ogö)

AT THE DRIVE-IN

Relationship Of Command; GRAND ROYAl /VIRGIN

Die fünf Herren aus dem texanischen El Paso galten früher als chaotisch. Hier rasten sie immer noch im Punk-Tempo über die Achterbahn der Akkorde. Der Rhythmus peitschte, der Gesang überschlug sich. Und trotzdem blieb noch Raum für melodische Brüche. (tw)

BEIGE

I Don’t Either; LEAF/EFA

Aus Köln kam – über den Umweg Leaf aus Großbritannien – ein Elektronika-Album der Extraklasse. Immer haarscharf an der Tanzbarkeit vorbei experimentiert sich Beige alias Oliver Braun durch ein Geflecht aus zerhackten Beats, Gesangsschnipseln und verknisterten Samples. (ew)

BOHREN & DER CLUB OF GORE

Sunset Moon, WONDER/EFA

Die Band aus Mülheim/Ruhr ist mit ihrem dritten Album auf dem besten Wege, den „Spagat zwischen Slayer und Sade“ zu vollführen. Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss, aber hinter jeder Ecke lauert ein Killer-Sound. Oder ein wunderbarer Sonnenuntergang. (fsa)

R.LBURNSIDE

Wish I Was In Heaven Sitting Down, Fat Possum / Epithaph / Connected

Der Landwirt und Whiskey-Brenner R.L Brnside (74) wurde erst Anfang der 90er Jahre entdeckt. Nie zuvor wurden moderne Gimmicks wie Scratching und Drum-Programming so perfekt mit der rohen Gewalt eines verwitterten Delta-Urgesteins vereint. (lin)

BURNT FRIEDMAN

Con Ritmo, NON PLACE/EFA

Nachdem Burnt Friedman 1999 mit den Nu Dub Players der Echomusik nachforschte, wanderte er mit seinem 2000er-Album auf {semielektronischen) Latinjazz-Pfaden. Es wird so funky gejammt, dass man sich schon in einer Bar in der Karibik wähnt. Ein musikalischer Wehenbummel. (joj)

FRIENDS OF DEAN MARTINEZ

A Place In The Sun, KNITTING FACTORY / ZOMBA

Neben Giant Sand und Calexico die dritte Band aus dem Dunstkreis Howe Gelbs, die anno 2000 mit einem Album reüssierte. Ätherische, impressionistische, ambiente Instrumentals – irgendwo zwischen Erik Satie und The Jesus And Mary Chain. (ko)

THE GENTLE WAVES

Swansong For You, JEEPSTER / EFA

Sind The Gentle Waves die besseren Belle & Sebastian? Deren Isobel Campbell verband auf dem zweiten Album ihres Soloprojekts folkiges Songwriting, filigrane akustische Arrangements und zerbrechlichen Gesang zu einer wunderbaren musikalischen Melancholie, die nahezu einzigartig ist. (ko)

DAVID GRUBBS

The Spectrum Between, DRAG CITY/CARGO

Dort, wo der gemeine Rockfreund erhebliche Zuordnungsschwierigkeiten hat, ist David Grubbs zu Hause – zwischen den Stühlen. Sein viertes Solowerk bestach durch eine tolle Teamleistung und sehr leichtfüßige Kompositionen zwischen Samba und Folk. (fsa)

LOSOUL

Belong, PLAYHOUSE/EFA

Peter Kremeler schenkte uns als Losoul das House-Album des Jahres. Nicht nur weil Sänger Malte den sexy Crooner gab, bewies diese Platte, dass House aus Deutschland in diesem Jahr zu ganz großer Form aufgelaufen war. Und 2001 kommt dann das Don Disco-Album von Peter. (joj)

THE MAGNETIC FIELDS

69 Love Songs, CIRCUS/ZOMBA

Richtig gelesen: 69 Liebeslieder auf zwei CDs. Das nennt man Gegenwert fürs Geld. Zumal Pop-Eigenbrötler Stephin Merritt (The 6ths, Future Bible Heroes) es schaffte, Folk, R & B, Country, Synthie-Pop und mehr zu interpretieren, als sei er die Rock n‘ Roll Hall Of Farne persönlich. (tw)

MORGAN

Organized, SOURCE/VIRGIN

Auf Pete Townshends Hammond orgelte sich der junge Brite Morgan Nicholls durch Eigenkompositionen zwischen Hippie-Rock, Booker T. und Stone Roses. Das Debüt wurde aus Hobby-Aufnahmen der letzten sechs Jahre gebastelt, featuring seinen 14-jährigen rappenden Bruder. (lin)

POLE

3, KIFF SM / PIAS / CONNECTED

Pole schraubte auch auf seinem dritten Album in gewohnt routinierter Art aus defekter Elektronik und Echos seinen eigenen repetitiven Klangkosmos zusammen. Urban Dub, auch wenn dieser Begriff mittlerweile abgegriffen ist. Man darf auch Knispel-Dub dazu sagen. (joj)

SEÑOR COCONUT

El Baile Alemán, MULTICOLOR/GOOD GROOVE/EFA

Die Frage des Sommers lautete schlicht „Was ist das?“ Sie tauchte immer wieder bei Uwe Schmidts Kraftwerk-Coverversionen im Latin-Stil auf. Der Musiker, u.a. als Atom Heart bekannt, setzte die Hits der Düsseldorfer Elektroniker in einen atemberaubend neuen Kontext, (fsa)

SHELLAC

1000 Hurts, TOUCH & GO/EFA

Shellac, die Band der Chicago Producerlegende Steve Albini, gab sich im Jahr 2000 vertrackter als gewohnt. Das bedeutete aber nicht, dass das Trio der gewohnten Schwere und vor allem seiner Härte abgeschworen hätte. Im Reich der Gitarre immer noch das Maß aller Dinge. (ew)

SIGUR ROS

Agaetis Byrjun, BEGGARS BANOUET/PIAS/CONNECTED

Wall Of Sound, Version 2000. Die Band aus Island baute epische, elegische Stimmungsbilder voller Geigen und Gitarren, sie spielte die Stärken ihrer Tracks in Zeitlupe aus. Und erzählte so nebenbei, dass nichts so sein muss, wie wir es kennen, nur weil wir glauben, es zu kennen. Rockmusik! (fsa)

SURROGAT

Rock KITTY YO/MOTOR MUSIC/UNIVERSAL

Im Jahr der Rock-Rückbesinnung war dieses Album die hemmungsloseste Versammlung von Gang Of Four-Gitarren und lyrischen Kraftpaketen. Sänger Patrick durfte sein Schlafzimmer in einem Jugendmagazin vorstellen, seine Band landete mit „Berlin liebt dich“ einen mittleren MTVIVA-Hit. (fsa)

TARWATER

Animals, Suns & Atoms, KITTY-YO/EFA

Das Berliner Duo hatte sich mit dem düsteren elektronischen Blues auf „Silur“ internationalen Respekt erarbeitet. Auf dem Nachfolger klangen sie gelöst, fast fröhlich. Mit melodischem Charme und warmen Elektronik-Sounds brachten sie nicht nur das Tierreich zum Zwitschern, (tw)

TELE:FUNKEN

A Collection Of Ice Vans Vol II, DOMINO/ZOMBA

Ein leckerer Titel für eine zwölf Tracks starke LoFi-Elektronik-Sammlung. Dies hier war Bastlers Sternstunde: Scheppernde, sirrende kleine Kunstwerke mit Sinn für Melodien und Macken von Tom Fenn aus Birmingham. (fsa)

THE THIRD EYE FOUNDATION

Little Lost Soul, DOMINO/ZOMBA

Endlich hatte Mastermind Matt Elliot auf die akustischen Stolper-Steine der letzten TEF-Produktionen verzichtet: Dieses Drum VT Bass/Elektronik-Album überzeugte durch unglaubliche kompositorische Komplexität und blieb dabei wunderschön. (lin)