Fatboy Slim – Halfway Between The Gutter And The Stars :: Die helle Freude
Meine Damen und Herren, legen Sie bitte die Gurte an, stellen Sie die Sitze gerade und begeben Sie sich in eine angemessene Erwartungshaltung: Wir begehen feierlich die Rückkehr von Norman Cook, jenem Herrn, der das Musikrecycling mit grünem Daumen auf den Punkt gebracht hat; der die Essenzen der Chemical Brothers ohne Messbecher dosiert und selbst den Propellerheads das Rotieren beibringen könnte. Der im Duell der Meisterdiebe Moby das Herz herausreißen würde, nur um es als Impulsgeber an sein Stroboskop anzuschließen. Applaus für den George Lucas der Big Beats, den Dr. Frankenstein der digitalen Klangbearbeitung, den Großmeister der feist geklauten, längst vergessenen Hooklines und ihrer banalen Wiederholung. Norman Cook übertreibt natürlich auch auf HALFWAY BETWEEN THE GUTTER AND THE STARS wieder-und das können wir schon lange! Rezensentenseits langsam ernüchtert,führt dennoch kein Weg an Superlativen vorbei, will man dem Ex-Bassisten der einst so hausbackenen Housemartins irgendwie beikommen. Auch wenn der 37-jährige Cook auf HALF-WAY BETWEENTHE GUTTER ANDTHE STARS nicht nur blind und blöd der eigenen Masche folgt, obwohl er auf ihr nach anfangs nur zögerlicher allgemeiner Wahrnehmung des Vorgängeralbums YOU’VE COME A LONG WAY, BABY sicherlich auf direktem Weg in den Popsternenhimmel geschossen werden würde, beherrscht er die Mittel und Wege zur Sprengung jedes Tanzboden-Fassungsvermögens doch schlafwandlerisch. Und so nutzt er dieses magische Wissen auch. Fair enough. Ein ums andere Mal gehen die Rhythmusmaschinen, Effektgerätschaften und niedersten Grabräuberinstinkte mit ihm durch, dann vergisst Herr Cook Freund und Feind, Nuancen und Zurückhaltung und will nur noch das volle Brett. Für aberwitzig überdrehte Sampledelic-Monster wie etwa „Mad Flava“,“Ya Mama“ und „Star 69“ oder den mit dem Dampfhammer geschmiedeten Easy-Listening-Schlager „Weapon Of Choice“ (mit Gaststar Bootsy Collins eingespielt) recken sich in der Saison 2000/2001 die größten Ravecrowds zwischen Ibiza, Liverpool und New York City sicherlich wieder gerne die Arme aus den schlanken, schwitzenden Leibern. Denen ist es natürlich ganz egal, dass für die esoterisch entschwebende Single „Sunset (BirdOfPrey)“ auf der Ambient-Grundlage eines älteren Cook-Entwurfs selbst Jim Morrison via Sample Seele lassen muss, und bei allem Aufwand dem Meister aus Brighton leider kein zweiter „Rockafeller Skank“ oder noch so ein beseelter Klau wie „Praise You“ gelungen ist. Doch Norman Cook arbeitet daran, ringt gar um ein paar Momente, die über den bloßen Augenblick hinausgehen sollen, und kann im Bemühen um so etwas wie Songstrukturen auch ein paar Erfolge vorweisen. Der kaum minder effektbeladene, durchtrieben-verspielte, jedoch vergleichsweise konventionell gebaute Elektro-Funk-Kracher“Love Life“ ist sogar eindeutig der Höhepunkt des Albums – die selbstverständlich höchst inbrünstig bluesende Macy Gray (Norman Cooks erklärte Wunschkandidatin) konnte das weder verhindern, noch sind ihr hierbei besondere Verdienste zuzuschreiben. Und auch der knisternde,feierlich arrangierte Breakbeat-Gospel „Demons“, das zweite Stück unter Macy Grays lustvoller Beteiligung, legt eine zuletzt eigentlich eher unerwartete Vermutung DISCOGRAPHIE ALBEN Better Living Through Chemistry 1996 On The Floor At The Boutique 1998 You’ve Come A Lang Way, Baby 1998 Halfway Between The Gutter And The Stars 2000 SINGLES Everybody Needs A 303 1996 PunkToFunk 1996 Going Out Of My Head 1997 RockafellerSkank1998 Gangster Trippin’1998 Praise You 1999 RighIHereRightNowl999 Sunset (Bird Of Prey) 2000 (alle Skint/Epic/Sony Music) nahe: Vielleicht gibt es für dieses Musik-Modell mit bis dato schwindelerregend kurzen Halbwertszeiten vielleicht ja doch so etwas wie eine Zukunft – ein Leben nach den Big Beats für Fatboy Slim? Warten wir’s ab.www.fatboyslim.de M Guide 12/2000 Musik und mehr für den ganzen Monat
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