Lou Reed – Rock ’n‘ Roll Animal; Growing Up In Public :: Rock
Vor der Punk-Explosion gab es kaum einen Künstler, der mehr Kontroversen auslöste als Lou Reed. Er war Motor und Gehirn von Velvet Underground, einer maßgeblichen Inspiriationsquelle des Glam-Rock, und versuchte sich mit METAL MACHI-NE MUSIC als kompromissloser Avantgardist. Nach dem von Bob Ezrin produzierten ’73er Flop mit der S/M-Konzept-Suite BERLIN war es an der Zeit, den Bonus, den Lou Reed mit TRANSFORMER errungen hatte, nicht wieder zu verspielen. Doch Lou wäre nicht Lou, wenn er nicht allen doch irgendwie eine lange Nase drehen würde. Mit milimeterkurz rasierten Haaren, schwarz lackierten Fingernägeln und dunklem Augen-Make-Up, seine ausgezehrte Figur in hautenge Lederklamotten gestopft, bewies der Gitarrist, Sänger und Komponist Mut zur Hässlichkeit. Nach seiner selbst kreierten Kunstfigur, die aussah wie Frankensteins jüngerer Bruder, benannte er auch sein erstes Live-Album; ROCK ‚N‘ ROLL ANIMAL 5 Für den Ende 1973 in der New Yorker Howard Stein Academy Of Music eingespielten Mitschnitt rekrutierte Reed auf Empfehlung von Produzent Bob Ezrin jene Musiker, die der Glam-Horror-Formation Alice Cooper im Studio bei den schwierigeren Passagen aushalfen und auch schon auf BERLIN mitgewirkt hatten. Besonders das Gitarristen-Gespann Dick Wagner (Ex-Frost) und Steve Hunter lieferte sich gigantische, zeitlupenhaft zerdehnte Instrumental-Schlachten. Bis auf das dramatische „Lady Day“ stammten sämtliche Tracks aus dem Repertoire von Velvet Underground. Die Hard Rock-Versionen von „Sweet Jane“,“Rock And Roll“ oder „White Light, White Heat“ erwiesen sich als Publikumsrenner. Ganz anders tönte Reed auf dem 1980 eingespielten GROWING UP IN PUBLIC 3 . Deutlich von autobiografischen Zügen gekennzeichnet, erlebt der Zuhörer Reed ganz privat. Zynische Angriffe auf den American Way Of Life und die weiße Mittelklasse („My Old Man“) würzte er mit sentimentalen Kindheitserinnungen. Außerdem outete er sich in dem sarkastischen „The Power Of Positive Drinking“ als Alkoholiker. Die ironische Grundhaltung und musikalische Spontaneität konnte er sich zwar bewahren, doch verglichen mit Meilensteinen wie TRANSFORMER oder NEW YORK fällt das Album doch deutlich ab.
-» www.buddharecords.com
Mehr News und Stories