Euroboys – Getting Out Of Nowhere :: Retrorock

Die Norweger treten auf die Bremse und finden Gefallen an opulenter Psychedelic.

Eine Band wird gleichzeitig jünger und erwachsener zugegeben, das klingt ein bisschen komisch, lässt sich aber mühelos nachhören auf GETTING OUT OF NOWHERE, dem aktuellen Album der norwegischen Sunnyboys Euroboys. Auf dereinen Seite.-Wo die Band früher mit Easy Listening-Schlenkern Papas Hemdkragen aus den Siebziger Jahren zum Schlackern gebracht hat, pflanzt sie heute die Rock-Bajonette auf und grenzt sich dabei allerdings scharf vom Crossover in Richtung ein-Walzer-für-ältere-Herrschaften ab. Auf der anderen Seite: Wo die Euroboys früher unverblümt und frisch drauf los geknattert sind, haben sie jetzt offensichtlich im Studio die Köpfe zusammengesteckt, um ausgiebig an den Stücken für GETTING OUT OF NOWHERE herumzufeilen. Schluss also mit den heiteren Treffen von frühen Beach Boys, den Ramones und Bert Kaempfert.die Euroboys des Jahres 2000 wiegen sich vielmehr in einem bedächtigen psychedelischen Fließen, zerdehenen ihre neuen Stücke mit surrealen Gitarrenklängen und umherspazierenden Trompeten,feilen an einer imposanten Klangfülle und an diversen Soundgimmicks und überschreiten dabei auch schon mal locker die Sechs-Minuten-Grenze. Es mag schon sein, dass diese neue Lust an der Opulenz bei den Euroboys stellenweise einen Mangel an songschreiberischen Qualitäten übertünchen soll; doch auf die gesamte Länge von GETTING OUT OF NOWHERE bezogen, ist dem Fünfer ein gefälliges, wenngleich auch eigenwilliges Album gelungen. Eine Platte, die den fast schon verloren geglaubten Faden der Westcoast-Psychedelic aus den Sechziger Jahren wieder aufgreift und diesen mit norwegischem Dialekt weiterspinnt.

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