Green Day :: Warning

Starke Leistung: Die ehemaligen Haudrauf-Punks von Green Day wirken auf ihrem neuen Album "Warning" beinahe seriös und bleiben sich dabei dennoch treu.

One, two, three, four – und los geht’s. Ja, so kennt und schätzt man die drei Nachgeborenen des Punk, immer fröhlich, nie um ein Power-Riff verlegen, allseits beste Partylaune verbreitend. Der reife Rock-Feinschmecker runzelt darüber die Stirn, lobt R.E.M.s wesentlich gehaltvollere Texte und verbucht das Ganze mit spöttischem Gestus unter der Rubrik Kinderkacke. Und vergisst allerdings dabei, was der Rock ’n‘ Roll in seiner Urform nun einmal war: Tanzmusik, fröhliche Partymucke, in der gedankenschwere Tiefsinnigkeiten nun wirklich keinen Platz fanden. Aber wie es nun einmal so ist: Die Uhr tickt für den reifen Rock-Feinschmecker, und er muss nicht zwangsläufig bei R.E.M. hängen bleiben, die schon in jungen Jahren ziemlich alt waren. Denn auch juvenile Haudrauf-Punks wie Green Day werden älter, ambitionierter. Immer nur Party macht eben auch nicht glücklich und zufrieden. Schlecht für die Leber, schlecht fürs Hirn. Green Day haben die Konsequenzen gezogen, ohne dabei ins Ambitiöse abzudriften. Denn auch das kennt man ja: So um die 30 fangen einstmals wilde Gesellen plötzlich an, Gott, die Philosophie und bedrohte Tierarten für ihre Songs zu entdecken, was oftmals ziemlich peinlich ist. Zur Sache: Green Day haben den Spagat hinbekommen, sich einerseits treu zu bleiben und andererseits völlig neue Klangfarben und Stimmungen zu produzieren. Natürlich gibt’s auch auf WARNING gnadenlos straighte Partynummern mit eingängigen Hooks, die keine Sekunde zu lang sind. Aber da ist noch etwas: Der folkige Titeltrack mit seinen akustischen Gitarren, das britisch angehauchte „Blood Sex & Booze“, das an den jungen Elvis Costello erinnert, die osteuropäische Schwermut in „Misery“, der Sixties-Powerpop „Jack Ass“, die Merseybeat-Hommage „Hold On“ oder das reichlich unverblümte Petula Clark-Rip Off „Waiting“.

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