Bryan Ferry

Slave To Love: The Best Of Ballads

Virgin (EMI)

Herziger Dandy

Auch ein Dandy wie Bryan Ferry zeigt bisweilen Herz. Die geballte Ladung seiner Balladen vermittelt allerdings einen äußerst zwiespältigen Eindruck. Der distinguierte Gigolo – diese Rolle spielte Bryan Ferry besonders während des letzten Jahrzehnts am liebsten. Vorbei sind die Zeiten, als er mit Roxy Music durch ein furioses Gebräu aus glamig-wavigem Rock ’n‘ Roll tobte – als Solist steht Bryan Ferry seit jeher auf Samt, Smoking und süßliche Schnulzen. Mit der vorliegenden „Balladen-Sammlung“ setzt er diesen Trend fort und unternimmt damit eine wilde Berg- und Talfahrt in Sachen Qualität. Der von dem ’85er Album BOYS AND GIRLS stammende Titeltrack „Slave To Love“ etwa zeigt Ferrys Tendenz zum Softpop-Langweilertum, und seine Version von John Lennons Lamento „Jealous Guy“ macht den dann doch weiten Abstand zum Original hörbar. Der vom gleichnamigen Album „These Foolish Things“ stammende Swing-Jazz dagegen weiß durch sein augenzwinkerndes Dandy-Flair noch immer zu gefallen. Auch Van Morrisons „Crazy Love“ erfüllt der geschniegelte Schönling mit viel Leben. Generell wirft sich Ferry mit seinem fatalen Hang zu poetischer Wehleidigkeit jedoch immer wieder selbst Knüppel zwischen die Beine, was sich besonders bei müde dahinplätschernden Tracks aus der jüngsten Vergangenheit bemerkbar macht. Insgesamt halten sich jedoch solch musikalische Schlafmittel wie „Will You Love Me Tomorrow“ oder „Windswept“ in Grenzen.

www.bryanferry.com