Robin Williamson – The Seed-At-Zero :: Folk-Poesie

Der Gründer der Incredible String Band vertont Poeme von Dylan Thomas.

Sie sind rar, aber es gibt sie diese Momente, in denen allein die Musik zählt, ihre Schönheit, ihre Grazie, ihre Magie. Momente, in denen Beats und Lautstärke und Hipness und Entertainment keine Rolle mehr spielen. Kommt Ihnen das zu puristisch vor, zu sektiererisch, zu esoterisch gar? Weit gefehlt. Nichts könnte weiter entfernt sein von wattigen New-Age-Schwaden.von wohlklingendem Tand und mickriger Minne-Mimikry (Eat your heart out, Ritchie Blackmore, good night!) als THE SEED-AT-ZERO von Robin Williamson. Der mischte in den 60er Jahren in der Incredible String Band indische Ragas, britischen Folk, arabische Musik, Flamenco und Country mit Psychedelia und Hippie-Attitüde, was schräge Musik ergab und feine Alben, von denen THE HANGMAN’S BEAUTIFUL DAUGHTER auch heute noch wärmstens zu empfehlen ist. Aber wir schweifen ab. Hier auf THE SEED-AT-ZERO singt und rezitiert der mittlerweile 57-Jährige Texte des walisischen Poeten Dylan Thomas („Unter dem Milchwald“) und spielt dazu Gitarre, Harfe und Mandoline.Mehr ist nicht. Außer, dass sich in diesem musikalischen Irrgarten an jeder Ecke Entdeckungen machen lassen; dass man den Geist von Nick Drake zu sehen glaubt und den Schatten Syd Barretts; dass wie von Zauberhand Pete Seegers „The Beils Of Rhymney“ erklingen; dass Robin Williamsons „For Mr. Thomas“, einst von Van Morrison gesungen, zum Finale erstrahlt wie ein Regenbogen. Keine Frage: Mut und Muße sind gefragt bei Spoken-Word-Beiträgen, die „Can Y Gwynt“ heißen, bei Songs, die Titel tragen wie „Hold Hard, These Ancient Minutes In The Cuckoo’s Mouth“ und auch exakt so klingen: strapaziös, prätentiös auch, aber vor allem eines: fabulös. Welch wundervoller Trip.

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