Stoned :: von Andrew Loog Oldham
SECKER & WARBURG. 374 SEITEN, ENICL. 16.99 ENGL. PFUND
Typen wie Andrew Loog Oldham werden heute einfach nicht mehr gebaut. War der Mann genial? Sicher war er das. War er ein I ausgemachter Hundesohn? Aber ganz ohne Zweifel. Wo bei Menschen normalerweise das Blut zirkuliert, strömte bei Andrew Loog Oldham das Showbusiness, und zwar von Kindesbeinen an. Ob Radioshows und Leinwandhelden in den frühen Fünfzigern oder die Rock ’n‘ Roller gegen Ende der Dekade: Klein-Oldham inhalierte sie, ließ sich vom Glamour und Glitter beeindrucken, von den tollen Klamotten der Stars und ihren für Nachkriegsverhältnisse bombastischen Autos. Englands Realität sah natürlich anders aus. Wenn man 1944 geboren wurde, und zwar auf der falschen Seite der Straße, gab’s im allgemeinen nicht viel zu lachen und schon kaum mehr zu holen als einen öden Job am Fließband. Doch Andrews Zeit sollte kommen, zuerst als Möchtegern-Werbefuzzi zu jener Zeit, als London geradezu swingen begann. Umtriebig, kommunikativ und mit selbstdarstellerischen Qualitäten gesegnet, schaffte der Besessene den Sprung in Brian Epsteins Büro. Der gottgleiche Beatles-Manager gab dem Maniac eine Chance, doch Oldham entschied sich dann doch lieber dafür, selbst ein Gott zu werden. Er entdeckte die Rolling Stones, verschaffte ihnen einen Plattendeal und warf den Pianisten lan Stewart raus. den er schlichtweg als zu hässlich empfand. Denn Loog Oldham verkaufte nicht Musik. Er verkaufte ein Image. Und zwar so gut, dass die westliche Welt tatsächlich dachte, mit den Rolling Stones sei das Ende des zivilisierten Abendlandes besiegelt. Ein Typ, der jede Menge Wirbel machte, besessen, ehrlich und von nahezu zwanghaftem Enthusiasmus ergrifffen. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Ging es auch nicht, auch wenn man in STONED von Oldhams Leben nach den Stones recht wenig erfährt. „Ich wurde verrückt vor Eitelkeit“, erklärt ein offener, selbstkritischer Oldham zum Schluss, „und konzentrierte mich nur noch darauf, interessant zu sein, statt interessiert.“ Im Vorwort erwähnt er zudem, dass der Kokain-Entzug unumgänglich schien, irgendwann in den frühen Neunzigern. STONED ist keine Autobiografie, vielmehr ein chronologisch aufgebautes Skizzenbuch, in dem neben Oldham zahlreiche Zeitgenossen wie Pete Townshend, Mary Quant, Shel Talmy, David Sowie, Vidal Sassoon und selbstverständlich diverse Stones zu Wort kommen. „Swinging London“ aus der Ich-Perspektive, beschleunigt mit jeder Menge Speed und Selbstironie.
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