No Sleep Till Canvey Island/The Great Pub Rock Revolution :: Von Will Birch
VIRGIN BOOKS, LNGL, 292 SEITEN. 12.99 ENGL PFUND
Der Kenner grinst, sobald er den Untertitel liest:.,The Great Pub Rock Revolution“, häh? Klar doch, und ihre Helden hießen Brinsley Schwarz, Chilli Willi &The Red Hot Peppers, Bees Make Honey, Duck’s Deluxe oder Kilburn & The High Roads. Namen, die heute noch jedem Pophörer locker von den Lippen gehen. Doch jetzt mal im Ernst: Was sich zwischen 1969 und 1976 in übel beleumundeten Spelunken des Königreichs, in billigen Studios und auf chaotischen Tourneen zutrug, war eine wundervolle Fußnote der Rock-Historie, war-ökonomisch betrachtet ein kapitaler Rohrkrepierer und ganz nebenbei die Rettung des guten, alten Rock ’n‘ Roll vor Glam- und Prag- und Hippie-Rock – und vor Uriah Heep. Obendrein legten die Protagonisten dieses alsbald von der Musikpresse Pubrock getauften Phänomens mit ihrer zupackenden und gradlinigen Attitüde die Lunte für die wenig später folgende Punk-Explosion. Das Verdienst, diese nach vergossenem Bier und vollen Aschenbechern muffelnde Episode in die cleane Digital-Epoche transportiert zu haben, gebührt Will Birch, einstmals als Schlagzeuger der semi-legendären Kursaal Flyers selbst Teil der „Great Pub Rock Revolution“, später mit den Records aktiv und heute einer der renommiertesten britischen Musikjournalisten. Der erzählt, wie es war, unterhaltsam zumeist, gelegentlich eine Spur zu faktenhuberi$ch und zu namedroppend, dabei aber-bei allem Respekt vor einzigartigen Figuren wie Nick Löwe, Dr. Feelgood, lan Dury oder Jake Riviera – nie unkritisch. Dankenswerterweise verzichtet Birch
auf „Ich war dabei“-Platitüden, setzt stattdessen auf O-Töne, auf ein Mosaik aus Meinungen und Erinnerungen, die am Ende ein stimmiges Bild ergeben. Und die zeigen, warum der große Nick Löwe von „a sexy and fantastic time“ spricht – und damit auch eine Zeit meint, in der ihn seine Paranoia beinahe in den Selbstmord getrieben hätte.Tipp in eigener Sache: Auch die Zeitschrift Ihres Vertrauens hat sich einst dem Pub Rock gewidmet. Die Ausgabe vom August 1981 enthält eine sehr kluge „Special Story“ des geschätzten Kollegen Bernd Matheja zu diesem Phänomen. Dafür und natürlich erst recht für Will Birchs Buch gilt: unbedingt empfehlenswert.
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