Madredeus – Antologia

Bevor die Portugiesen den Soundtrack für Wim Wenders'“Lisbon Story“ geliefert hatten, kannte man sie nur in Insiderkreisen. Dass sie seitdem als musikalische Verkörperung Lissabons gelten, haben sie verdient: Das nach dem Stadtteil Madre de Deus benannte Quintett verpackt portugiesische Melancholie in ein zauberhaftes Gemisch aus Folklore, Pop-Zärtlichkeit und Klang-Poesie. Den Hauptanteil daran hat die glockenklare Stimme von Teresa Salgueiro, die einen Hauch schwermütiger Klassik in die Madredeus-Songs pustet. Ihre Kollegen begleiten sie vollendet mit Cello, Akkordeon, klassischer Gitarre oder Kontrabass. Wer Madredeus bisher verpasst hat, bekommt nun also eine neue Chance: ANTOLOGIA zieht Bilanz und versammelt die besten Beiträge aus bisherigen Alben wie EXISTIR, 0 ESPIRITO DA PAZ oder eben dem Wenders-Soundtrack AINDA. Dieses Konzentrat aus hochwertigen Liedern lässt keinen kalt-nicht nur,weil die geballte Wucht aus Schwermut und Besinnlichkeit Spuren hinterlässt: Nach dem Genuss der 17 Tracks dauert es eine Weile, bis man wieder ans Tageslicht emporgetaucht ist. Wie Dead Can Dance setzen Madredeus auf die Mystik vergangener Zeiten, doch bleiches Gruftie-Ambiente bleibt ebenso außen vor wie effekthascherischer Pomp. Kurz: Madredeus zählt zum Spannendsten, was die hispanische Halbinsel derzeit zu bieten hat.