Die Singles

Da isser wieder, der Webermartin. Out Of Africa (nein. Helmut Lotti ist NICHT der Schutzpatron dieser Kolumne, Albert), natürlich. Exalctemang so, wie vom geschätzten Kollegen Koch im Singleskasten Ausgabe 7/2000 sehnsüchtig und mit verbaler Inbrunst gefordert. Überhaupt Albert, ob der Hektik und Schnelllebigkeit im Musikjournalismus hin und wieder auch mal fix „AI“

(endlich mal ein Wort mit drei „L“ hintereinander, AI) genannt – was hat der Mann in den letzten Wochen mal wieder geleistet: schätzungsweise hundertdreiundvierzigeinhalb Plattenkritiken ins Heft gehievt und davon mindestens noch die Hälfte in Richtung Rechtschreibreform gebürstet. Maximaler Respekt, AI. Bist echt ein tighterTyp. Nur die Wertung für die Kollabo zwischen Maxim und der notorischen Nervensäge Skin war natürlich zu hoch gegriffen (hmm, hier müsste jetzt eigentlich eine Anm.d. Red. stehen -Anm.d. Red.) Aber: Schwamm drüber. Und dann lieber noch ein bisschen von Afrika plaudern. Denn Afrika war schön, anstrengend, schon-anstrengend und vor allem-, lehrreich. Wenn man nämlich so durch den Busch kurvt, kann man so einiges sehen: etwa das. was von wilden Tieren so liegen bleibt. „Droppings“. nennt der anglophone Mensch das. Was ja noch nicht gerade der Brenner ist. Nachgerade spektakulär ist allerdings, dass zum Beispiel Hyänen-Häufchen weiß sind. Zumindest die von braunen Hyänen, weil die nur Aas fressen und dabei auch calciumhaltige Knochen knabbern. So kommt’s zur Farbgebung der „droppings“, und wir kommen jetzt zu Tlra Sacond «ght Die kommen wiederum aus Stuttgart, weshalb der Gitarrist wohl folgerichtig Markus Böpple heißt – und wollen am liebsten eine „elektrisch orientierte Band“ sein. Allein: Der Wille reicht nicht. Denn ihr „Tomorrow“ (EMI Electrola) mochte nach „Popmusik 2000“ klingen, ist aber nur Gewummer mit einem Dumpfstumpfbeat, den man allenfalls nach der 23. Fahrt mit dem Autoscooter knorke finden kann. Und wer dreht in einem solchen Gefährt schon so viele Runden auf dem Rummelplatz? 2 Bell« And Sebastian (feat. The Maisonettes) jedenfalls nicht. Die finden es, allen voran Sänger und Bandgründer Stuart Murdoch, ja schon lästig, sich aus Reklamegründen kollektiv auf einem Foto ablichten zu lassen. Drei auf einem Bild gibt’s, die kompletten sieben auf einen Streich nie. In der gleichen wunder-sonderbaren Garage parkt auch „Legal Man“ (Jeepster/EFA), die aktuelle Single der Schotten. Wobei die A-Seite fein gesponnen, aber nichts gegen die Flipside ist, bzw.gegen die Flipsides. Auf der 7-inch ist mit „Winter Wooskie“ ein zarter Dreiakkord-Song, der auch den Beatles sanft die Frisur durchpusten würde. Und im Format der 12-inch beglückt das Instrumental „Judy Is A Dick Slap“ den musikinteressierten Gehörgang: jengelnde Gitarren, betörendes Blechgebläse, ein flott geklöppelter Rhythmus und dezentes Flirren. Mal hier, mal da. Und dann auch wieder: dort. Schön, wenn man so schön vielseitig ist. Und da beide 8-Seiten nicht auf der aktuellen Belle And Sebastian-Schallplatte drauf sind: eine Kaufempfehlung, eine dringende. 5 Hat der Singleskastenschreiber weiter links, ODER: oben? sag was, AI! (links und oben: erste Spalte, Zeilen n und 12 -Anm. d. Red.) nicht irgend etwas von „Schnelllebigkeit im Musikjournalismus“ geschrieben? Sicher, schon. Prinzipiell stimmt das ja auch. Keinesfalls sollte diese Erkenntnis den Popmusik-Fan aber davon abhalten, Oobwman adäquat zu huldigen. Deren „Shorley Wall (Independiente/ Universal) wurde zwar schon 1998 von der seriösen „Times“ zur „Single des Jahres“ erkoren der Re-Release und die Entdeckung im Kölner NORMAL, des Singleskastenschreibers Lieblings-Plattenladen, rechtfertigten ein paar wohlwollende Worte aber allemal. Zumal Danny Popplewell (kommt der auch aus Stuttgart? – Anm. d. Red.), dem Sänger und Songschreiber von Ooberman, unlängst ziemlich geschmeidige Beschreibungen seiner Mitmusiker gelungen sind: Drummer Alan rieche nach Meersalz, Gitarrist Andy verbreite stets den Geruch von Aftershave – und Keyboarderin Sophie dufte nach Kokosnüssen. Wohingegen Bassman Steve immerhin mal einen Mantel sein Eigen nannte, der den Geruch von Katzen verbreitete. Behauptet Danny Popplewell. Und wir behaupten jetzt – soviel streng wissenschaftliche Kategorisierung muss sein – dass „Shorley Wall“ nach verdammt großem Pop duftet. Pflegt die Ohren schon beim ersten Hören. 6 And now for something completely different: den Gallaghers.Ohne Frage längst ein Fall für „Pro Familia“, aber irgendwie auch immer mehr ein Witz. Sagt Liam letztens: „Wenn Noel nicht zurückkommt, werde ich seine beschissenen Songs für den Rest meines Lebens nicht mehr singen“. Braucht er auch nicht. „Sunday Morning Call“ (Epic/ Sony Music), die aktuelle Single von Oasli. ist der beste Song auf dem ansonsten bedrückend langweiligen „Standing On The Shoulder Of Giants“ Album und nicht nur vom großen Bruder komponiert, sondern auch von diesem gesungen. Und dennoch: ein neuer Oasis-Witz, bitte. 4 Der nächste Singleskasten wird schließlich auch ganz frisch geschrieben Schon nächsten Monat -jenseits von Afrika, direkt aus Köln. Martin Weber