Spock’s Beard – Don’t Try This At Home
Wer Progrock macht und sich nach einer Figur aus „Star Trek“ benennt, braucht normalerweise für den Spott nicht zu sorgen. Doch Trekkies gibt es aber mindestens ebenso viele wie Menschen, die sich eine „intelligentere“ Rockmusik wünschen. Für beide empfehlen sich Spock’s Beard, eine kalifornische Band um den Keyboarder Neal Morse. Mit Platten wie THE LIGHT (1995) und DAY FOR NIGHT (1999) sowie einer typisch amerikanischen, unbekümmerten Art ließen sie den progressiven Rock wieder aufleben. Auf der harten Seite bedienen Dream Theater das Publikum, wer’s gemütlicher mag, greift zu Oueensryche aber niemand bedient die Lust aufs Ornamentale so zufriedenstellend wie Spock’s ßeard. Da hat’s strahlende Keyboard-Kaskaden, abrupte Rhythmuswechsel, einen dominanten Bass ä la Chris Squire und Alibimelodien, die sich ad infinitum variieren lassen. Ihren langen Atem beweist die Band nun mit DON’T TRY THIS AT HOME, einem Live-Album mit stolzem Titel. Tja, und darauf werden selbst 20 Minuten lange Stücke „ausdiskutiert“, ohne größere Fehler zu machen („The Healing Colors Of Sound“). Das klingt mal nach Yes, mal nach Gentle Giant, stellenweise nach ELP, meistens aber nach Saga oder Rush. Hervorragende Musiker bedienen sich aus der Konkursmasse des ambitionierten Seventies-Rock – und steuern zielstrebig auf denselben künstlerischen Bankrott zu: Hier ist alles von solch majestätischer Perfektion, dass man nur andächtig lauschen kann. Vom Publikum ist daher auch wenig bis nichts zu hören. Wir tippen mal auf andächtige Trekkies, auch wenn die Vorstellung uns frösteln lässt.