NICK CAVE: Seine Orte, seine Freunde, seine Frauen und sein neues Album


Nick Cave ahnt, wie weh das Fallen tut. Wie also kann es ihm gelingen, immer weiter nach oben zu steigen, bis dorthin, wo die Engel sind, ohne dabei abzustürzen? Während Cave seinen Plan entwickelt und umsetzt, fühlt sich Gott durch die Dreistigkeit des Vorhabens herausgefordert und arbeitet seinerseits daran, dem Künstler die Grenzen aufzuzeigen. Es beginnt ein Kampf um Leben und Tod, Liebe und Trauer, Himmel und Hölle. Vorteil Cave: Er hat immer ein Plus eins dabei. Die ganze Geschichte, anlässlich seines neuen Albums mit Partner Warren Ellis

Nick Cave ist der Fährtenleger, seine Fans sind die Mädchen und Jungen von Fähnlein Fieselschweif, allzeit bereit, seiner Spur zu folgen. Die Pfadfinder in Entenhausen besitzen einen Almanach, der ihnen in allen Lebenslagen hilft, das „Schlaue Buch“. Wer sich auf die Fährte nach Nick Cave begibt, hat die Wahl aus einem Dutzend schlauer Bücher. Da ist die Biopic-Graphic-Novel „Mercy On Me“ von Reinhard Kleist, das schmale Bändchen „The Sick Bag Song“ mit von Cave bedoodelten Kotztüten diverser Flugreisen oder den neuen opulenten Artefakt-Bildband „Stranger Than Kindness“, aus dem wir für diese Geschichte ausgewählte Bilder zeigen. Was diese Bücher gemeinsam haben, ist ihr Versuch, sich auf künstlerischer Perspektive der wahren Persönlichkeit zu nähern. Drehen wir den Spieß um! Schauen wir auf Nick Cave, indem wir uns einer fiktiven Figur widmen. Einem Mann, den Cave selbst entworfen hat, für seinen zweiten Roman „Der Tod des Bunny Munro“, der im Jahr 2009 erschien und der damals keine allzu große Welle machte. Was weniger an der Qualität des Buches liegt als daran, dass Nick Cave vor zwölf Jahren nur halb so angesagt war, wie er es heute ist.

Ein Roman in dem die Diskographie steckt

Bunny Munro ist ein Wichser. Ein saufender, koksender, betrügender Wichser. Die toxische Männlichkeit auf zwei Beinen, unterwegs mit einem Fiat Punto, um in südenglischen Käffern Schönheitsprodukte zu verscheuern, die noch billiger sind als der Sex, den er sich erschleichen will. Die drei Kapitel des Romans heißen „Cocksman“, „Salesman“, „Deadman“; Cave hat Arthur Milles Drama vom „Tod eines Handlungsreisenden“ weitergesponnen, ins Extreme geführt. Dorthin also, wo sich der Autor auskennt, denn vermutlich ist es für Nick Cave einfacher, sich die Apokalypse vorzustellen, als das Gefühl, wenn man bemerkt, dass die Butter alle ist. Der zweite Protagonist des Romans ist Bunny Munro Junior, der Sohn, der den Vater verehrt und die Mutter betrauert. Diese bringt sich nämlich zu Beginn der Erzählung um, weil sie es mit Bunny Munro Senior nicht mehr ausgehalten hat. Dass am Ende auch der Vater sterben muss, damit der Sohn leben kann, ist die biblische Auflösung der Geschichte. Sie zählt zur Gattung der MURDER BALLADS, erzählt vom GOOD SON, endet in einem Blutbad, einer CARNAGE also, wobei Bunny Munro schon auf der erste Seite den BOATMAN’S CALL hört, wenn er feststellt: „Ich bin verdammt!“ In diesem Text steckt beinahe die gesamte Cave-Diskografie!

Weil sich Nick Cave in seinen Liedern immer auch selbst spiegelt, so steckt auch in diesem Roman mit Bunny Munro eine Figur, mit deren Hilfe man dem Autor auf die Schliche kommt. Munro ist nicht Cave. Aber: Er hätte es werden können. Wenn er keine Platten, Tickets, Soundtracks, Drehbücher, Bücher verkaufen würde. Sondern billigen Kosmetikscheiß. Wer über Bunny Munro liest, der erfährt auch etwas über seinen Schöpfer. Das ist in einem Roman absolut keine ungewöhnliche Erfahrung, doch indem das Nick Cave so deutlich macht, reiht sich diese fiktive Ego-Spieglung in ein Kabinett der Kongenialen ein, das der Künstler Nick Cave in den vergangenen 50 Jahren um sich geschart hat. Es besteht aus Figuren, mit denen Nick Cave intensive Beziehungen eingegangen ist. Sie sind das Plus eins seines Lebens. Darunter befinden sich tatsächliche Kreativ und Lebenspartner*innen, aber auch Autofiktionen wie Bunny Munro oder überlebensgroße Ikonen wie Elvis Presley.

Und egal, wo Cave steht, was ihn antreibt, welchem Schicksal er sich zu stellen hat: Er bleibt nie allein. Sucht sich andere, um sie sich zur Seite zu stellen. Auf Augenhöhe.

Der Minister, die Schreiberin, der Deutsche

Ein unvollständiger Scroll durch dieses Kabinett der Kongenialen: 1973, mit 16 Jahren, begegnet Nick Cave Mick Harvey, bis 2009 die große künstlerische Konstante, über den Start mit den Boys Next Door und The Birthday Party und die verschiedenen Phasen der Bad Seeds, bis zur Trennung 2009. Wäre Nick Cave ein Kanzler, Mick Harvey wäre über Jahre sein treuer Kanzleramtsminister gewesen, verantwortlich für Management- und Produktionsfragen, aber auch für musikalische Arrangements, tätig an den Instrumenten Schlagzeug, Gitarre und Bass. Mick Harvey bleibt dabei der pragmatische Begleiter. Das Feuer findet Nick Cave bei anderen Menschen. 1977 lernt er in Australien Anita Lane kennen, die beiden werden ein Paar, sie spielt in seinen Bands, gemeinsam ziehen sie erst nach London, dann Mitte der 80er-Jahre weiter nach Berlin. Anita Lane ist Teil der ersten Bad-Seeds-Besetzung, hilft Cave dabei, die richtigen Worte zu finden, schreibt zusammen mit Cave den Song „From Her To Eternity“ und gemeinsam mit Blixa Bargeld „Stranger Than Kindness“, beides zentrale Stücke im Gesamtwerk – nicht umsonst übernimmt der neue Bildband den Titel des Zweiteren.

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Womit wir beim Deutschen sind: Als Cave & Co. von London nach Berlin ziehen, ergänzen „die Australier“ die Kreuzberger Avantgarde, in der Blixa Bargeld eine große Nummer ist und Teil der gerade gegründeten Bad Seeds wird. Fritz Brinckmann, Grafiker der frühen Neubauten, wundert sich bis heute, dass sich Bargeld in dieses Kollektiv integrieren ließ: „Ich hätte nicht gedacht, dass das deutsche ,Ich‘ meiner Generation, der Ego-Diktator Blixa Bargeld, sich so harmonisch in das Gesamtkunstwerk eines anderen einfügen würde“, sagt er im Buch „Nur was nicht ist ist möglich“, der Oral-History der Einstürzenden Neubauten. Man kann auch umgekehrt die Frage stellen, warum sich diese wortgewaltige Künstlerpersönlichkeit Nick Cave ausgerechnet Blixa Bargeld in die Gruppe holt. Blixa habe „sowohl auf intellektuelle Weise als auch aus seinem Herzen heraus eine Sicherheit und Erdung in die Band gebracht“, vermutet Neubauten-Bassist Alexander Hacke im Buch und stellt fest: „Ich glaube, dass Blixa in dem Werdegang von Nick Cave eine ganz große und wichtige Rolle gespielt hat.“

Verloren in der Midlife-Crisis

Blixa Bargeld verlässt die Bad Seeds 2003. Zehn Jahre lang ist Nick Cave nun ein Suchender, jetzt ist er es, der die Fähre nicht mehr findet. Das Bandprojekt Grinderman klingt wie eine Nebelkerze, Cave ordnet sich in ein Sammelsurium der Bärte ein, singt „No Pussy Blues“, „Love Bomb“, die Kernzeile im Stück „Evil“: „Baby baby baby baby oooohhhhhh“ – manische Maskulinität, es ist die Zeit, in der er die Figur des Bunny Munro entwickelt. Das zwischen den beiden Grinderman-Alben veröffentlichte Bad-Seeds-Werk DIG, LAZARUS, DIG!!! aus dem Jahre 2008 handelt von Protagonisten, die dem Roman-Antihelden ähnlich sind, verkommene Typen, eine Galerie männlichen Elends, die den Hörenden in einem fort anschreit, so wie die Buchstaben auf dem ziemlich misslungenen Cover. DIG, LAZARUS, DIG!!! klingt und wirkt wie das verbale Austoben, das ältere weiße Männer täglich in den sozialen Netzwerken veranstalten. Holterdiepolter, Hauptsache laut! Im Laufe der Aufnahmen zum Album wird Cave 50 Jahre alt. Vielleicht musste der Kram einfach raus aus dem System. Und es gibt schlechtere Wege, die Midlife-Crisis zu umschiffen. Andere kaufen sich ein Hausboot.

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Auftritt Warren Ellis, es folgt seine Ernennung zum neuen Kongenialen. Seinen ersten Beitrag leistet der australische Violinist bereits 1993, bei den Aufnahmen von LET LOVE IN ist er Teil eines Streicher-Ensembles. Ab Mitte der Nullerjahre arbeitet er mit Nick Cave an Filmsoundtracks; bei den Wildheiten der Grinderman-Phase spielt Warren Ellis die Rolle des schratigen Derwisches, dann wechselt er die Position, entwickelt sich zum musikalischen Direktor, zur Vertrauensperson. Die Film-Doku „20.000 Days On Earth“ zeigt Eindrücke dieser kreativen Partnerschaft. Während sich Nick Cave zum erratischen Schreiber wandelt und mit Hilfe von Google und Wikipedia textet, ist Warren Ellis der Mann, der zuverlässig zum Kaffee vorbeikommt, statt Gebäckteilchen Loops mitgebracht hat, Blechkuchen ohne Belag also, auf dem Konditormeister Cave seine Lieder ausbreiten kann.

So viel Licht, dass es blendet

PUSH THE SKY AWAY ist 2013 das Album, mit dem Nick Cave seine bis heute andauernde Karrierephase einläutet. Die Platte bringt den Erfolg zurück, eine neue Generation von Hörer*innen entdeckt die Musik. Auf dem Cover öffnet Nick Cave die Gardinen, das Sonnenlicht durchflutet den Raum. Aber zu viel Licht kann auch blenden. Im Sommer 2015 stirbt Nick Caves Sohn Arthur nach dem von Sturz von einer Klippe. Der trauernde Vater erkennt unmittelbar, dass er die Kunst benötigt, um die Trauer zu verarbeiten. „Wenn wir lieben, dann trauern wir. Das ist der Deal. Das ist der Pakt“, schreibt er und vollendet mit Warren Ellis SKELETON TREE, das zu einem Album über die Liebe und das Leben, die Trauer und den Tod wird. Was sagte Alexander Hacke über die Rolle von Blixa Bargeld? „Sicherheit und Erdung geben.“ Das gelingt nun Warren Ellis. Weil er da ist, muss auch Nick Cave da sein. Das Album GHOSTEEN (2019) trägt noch die Bad Seeds im Titel, entsteht aber bereits größtenteils als Werk der beiden. Die aktuelle Arbeit CARNAGE läuft unter Nick Cave & Warren Ellis, das ist nur konsequent.

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In seiner von der Trauer befeuerten Ratlosigkeit verschließt sich Nick Cave nicht, sondern öffnet er sich dem Dialog. „Conversations with Nick Cave“ heißt das Tourformat, mit dem er das Publikum als Fragesteller*innen einbezieht. Das führt zu unerträglichen Momenten: Nick Cave in der Stadt, auf der Bühne, am Klavier – und ein Typ im Saal raubt Minuten, weil er ausgiebig davon berichtet, warum ausgerechnet das Trennungsalbum THE BOATMAN’S CALL seine Ehe gerettet hat, ob Nick Cave damit hätte rechnen können? Die Leute rutschen ungeduldig auf ihren Stühlen hin und her, Nick Cave aber hört zu. Es sind diese Menschen, die ihm gerade Halt geben. Seine sehr loyalen Fans, die seine Platten und Bücher kaufen, zu den Konzerten gehen, früher in die „Batschkapp“, irgendwann in die Stadthalle, nun in Arenen, die Namen großer Konzerne tragen.

Das Leben kann der Hammer sein

Als die Pandemie beginnt, verschiebt er die geplante Tour, die ihn durch diese riesigen Hallen geführt hätte. Vielleicht ein Glücksfall, denn die Möglichkeit war da, dass diese Performances des Guten zu viel gewesen wären: zu viel Heldenverehrung, zu viel Priestertum. Stattdessen sitzt Nick Cave im Sommer 2020 alleine im „Alexandra Palace“ in London und spielt das Live-Album IDIOT PRAYER ein; der Ort gehört jedes Jahr zum Jahreswechsel der aufgekratzten Dart-Community mit ihren irren Kostümen und dicken Bäuchen, die im „Ally Pally“ unter gigantischem Getöse ihre World Championships auswerfen. Sechs Monate später hockt Nick Cave am Piano und singt „Girl In Amber“, das Lied über die schlimme Endlosschleife im Kopf seiner Frau, die mit dem Klingeln des Handys beginnt und bereits wenige Augenblicke später endet, mit dem totalen Kollaps der Welt, als unmittelbarer Reaktion auf die Schreckensnachricht, dass der Sohn nicht mehr lebt.

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„Spinning song“, nennt Nick Cave diese Endlosschleifen. Sie können zum Albtraum werden oder, wie die Loops von Warren Ellis, zum Fundament von Texten und Musik. Sie können aber auch für immerwährende Erzählungen stehen, für den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, für die Momente, in denen das Pendel des Schicksals ausschlägt und es unerbittlich auf einen Menschen einschlägt, so wie Nick Cave es 1990 in „The Hammer Song“ ehrfurchtsvoll stöhnend gesungen hat: „Lord, the hammer came down!“ Wobei der Hammer bis zur siebten Stunde hämmert, und ein Engel erscheint. Auch für dieses Szenario hat Nick Cave einen kongenialen Kronzeugen in seinem Kosmos: Elvis.

Elvis und die anderen Engel

Der King erblickt zwei Wochen nach Weihnachten das Licht der Welt. Es ist der 8. Januar 1935, in Tupelo, Mississippi, erwarten Gladys und Vernon Presley Zwillinge, der Erstgeborene stirbt, Elvis folgt 35 Minuten später, ist gesund. Nick Cave inszeniert in seinem Song „Tupelo“ diese Geburt als apokalyptisches Szenario, am Himmel keine Vögel, die Fische schwimmen nicht mehr, die Straßen werden zu Flüssen (er zitiert hier John Lee Hookers Flut-Beschreibung in dessen Blues-Standard „Tupelo Blues“). Nick Cave persifliert die Weihnachtsgeschichte, statt der Engel kommt das letzte Biest vom Himmel, kein Stern erscheint, vom Himmel fällt schwarzer Regen. Zum neuen Leben gestellt sich der Tod, der Erstgeborene verstirbt, diese Tragik ist es, die dem Album, das von „Tupelo“ eröffnet wird, seinen Titel gibt: THE FIRSTBORN IS DEAD. 34 Jahre später spinnt Nick Cave diesen Faden weiter, wortwörtlich, im „Spinning Song“, einer Märchenerzählung über Elvis: „The king was first a young prince, the prince was the best. With his black jelly hair he crashed onto a stage in Vegas.“

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Als im Fan-Forum „The Red Hand Files“ jemand wissen will, was Elvis ihm bedeute, schreibt Nick Cave, er halte ihn für „eine Art Engel“. Eine Figur, die zugleich göttlich und fehlbar sei: „Seine späten Jahre auf der Erde waren unglaublich traurig und einsam, aber seine Auftritte in Las Vegas waren epische Triumphe der menschlichen Transzendenz. Erst schauten die Engel auf jemanden hinab, der tief gefallen war. Dann schauten sie hinauf, dort, wohin er aufgestiegen war.“ Hunderte Male habe sich Elvis bei seinen Shows in Las Vegas diesem Leidensweg hingegeben, zwei mal täglich, bei der Revue zum Abendessen und bei der Spätvorstellung: „eine Selbstkreuzigung“. Cave schreibt, er habe weitere Menschen erlebt, die auf ihn wie gefallene Engel wirkten, bis sie sich mit Hilfe ihres Gesangs erheben, in Richtung Transzendenz. Nina Simone, Shane MacGowan, Marianne Faithfull; Johnny Cash, als er für AMERICAN III: SOLITARY MAN 2000 Caves „The Mercy Seat“ interpretierte, „alt, krank, vorübergehend erblindet“, schreibt Cave: „Er setzt sich hin, singt einen Song und transformiert sich dadurch in ein anderes Wesen.“

Nicks Plan und Gottes Beitrag

Nick Cave hat eine Idee, eine diabolische Idee. Er will diese Transzendenz. Aber will sie, ohne davor zu fallen. Ne, sagt da Gott, so einfach geht das nicht – und entwickelt einen eigenen Plan, indem er innerhalb des Lebens von Nick Cave sein gesamtes Portfolio ausbreitet, die schlimmsten Versuchungen – Cave gerät schon Ende der 70er-Jahre ans Heroin, kommt erst Anfang der Nullerjahre davon los – und den tragischsten Todesfall. Aber Cave hat wiederum einen Gegenplan: Er lässt keine Einsamkeit zu. Er sucht sich das Kongeniale an seine Seite, legt offensichtliche Fährten, denen man problemlos folgen kann. Die anderen um sich wissend, provoziert er den Endgegner. Es zieht ihn zum Fluss, dorthin, wo die Strömung am stärkten ist. „I’m gonna swim to the middle, where the water is real high“, singt er bei „Hand Of God“, dem ersten Stück des neuen Albums CARNAGE. Die Hand Gottes kommt vom Himmel, aber was immer sie auch vorhat: Am Ufer wartet Warren Ellis und programmiert zum Loop einen Technobeat, um ihn herum steht die gesamte Truppe von Fähnlein Fieselschweif, stampft mit ihren watscheligen Füßen zum Beat, bis die Erde bebt und Gott seine Hand zurückzieht, mal wieder. Kein Wunder, dass Nick Cave keine Angst hat. Kein Wunder.

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