Peter Gabriel :: Ovo: The Millennium Show

Die weltgrößte Plastikkuppel wölbt sich am Ufer der Themse – sehr zum Missfallen der Londoner, aber zur Freude der Organisatoren, die ihrem aufgeblasenen „Millennium Dome“ mit musikalischer Unterstützung mehr Publizität verschaffen wollen. Das Ergebnis ist Peter Gabriels OVO, eine Show mit Trapezkünstlern und allerlei anderem Tralala, die nun erstmals auch als CD im Laden liegt. Bisher gab’s das Album nur am Merchandising-Stand im „Dome“ selbst. OVO ist also nicht das lange erwartete neue Studioalbum des Meisters, und entsprechend hört es sich auch an. Vor allem scheint Peter Gabriel auf seine „alten Tage“ wieder an der Idee des Konzeptalbums Gefallen zu finden: OVO erzählt die Geschichte von drei Generationen einer Familie, die sich mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft menschlichen Schaffens und Strebens plagen. Ähnlich epochal angelegt wie weiland das Genesis-Werk THE LAMB LIES DOWN ON BROADWAY, verweigert sich das Werk jedoch autarken Songs und zerfasert sich ins Esoterische. Britisches Pop-Know-how trifft auf Folklore aus Asien, Afrika, dem Nahen Osten, Australien und, natürlich, Irland. Vom Didgeridoo bis zu saudischen Klageliedern wird alles bemüht, was dem Musical Tiefe und Relevanz verleihen könnte. Salz in der Suppe aber wären Gabriels Eigenkompositionen, die leider aber dünn gestreut sind. Bis auf das getragen-leise „Father, Son“ überlässt Gabriel sein Mikro Gastsängern wie Paul Buchanan, Elizabeth Fräser oder Richte Havens was vielleicht auch die bessere Wahl war. Denn ohne die aufwendig choreographierte Show, maßgeschneidert für den „Dome“, hängt der musikalische Teil des Spektakels merkwürdig in der Luft. Dort schwebte zwar auch PASSION – der Soundtrack zum Martin Scorsese-Film „Die letzte Versuchung Christi“ – für den Peter Gabriel einen Grammy kassierte. Aber das war vor zehn Jahren.