Dave Brubeck – Time Signatures – A Career Retrospective

Pünktlich zum 80. Geburtstag bekommt der Musiker, Komponist und Bandleader Brubeck mit diesem 4-CD-Set ein Denkmal gesetzt. Der klassisch geschulte Pianist formte sein legendäres Quartett aus einem Oktett, das schon im Jahre 1946 Platten für die kleine Marke Fantasy einspielte. Zwar variierte die Besetzung im Laufe der Jahre, doch zählten Alt-Saxophonist und Komponist Paul Desmond, Schlagzeuger Joe Morello und die Bassisten Norman Bates sowie Gene Wright zu Brubecks Langzeit-Kollaborateuren. Musikalisch mixte sich stilvoll traditioneller Jazz mit klassischen Einflüssen von Bartök, Bach und Rachmaninoff. Dieser als „Cool Bebop“ apostrophierte Stil faszinierte in den fünfziger und sechziger Jahren vor allem das intellektuelle College-Publikum, das mit Alben wie JAZZ GOES TO COLLEGE oder JAZZ GOES TO JUNIOR COLLEGE sogar namentlich ins Produkt mit eingebunden war – ein cleverer Marketing-Schachzug. 1959 kam es zur Kollaboration mit Leonard Bernstein und dem New York Philharmonie Orchestra nicht sehr überraschend, wenn man Brubecks Ausbildung und Werdegang betrachtet. Brubecks wohl bekanntestes Werk, TIME OUT, erschien 1961 und brachte dem Kleeblatt mit den Hits „Blue Rondo A La Turk“ und „Take Five“ den weltweiten Durchbruch. Speziell das von Paul Desrnond ersonnene „Take Five“ entwickelte sich trotz eines ungewöhnlichen 5/4-Taktes zum Jazz-Evergreen schlechthin. Mit 59 Stücken und über vierstündiger Spielzeit geben die in eine quadratische Box verpackten Silberlinge einen umfassenden Karriereüberblick. Das ausführliche 80-seitige Booklet enthält seltenes Fotomaterial, ein biografisches Essay und eine detaillierte Song-To-Song-Auflistung. Sämtliche Aufnahmen wurden in 20-BIT Digital-Qualität von den Original-Mastertapes aufbereitet. Sammler dürften vor allem das ultrarare Material aus Frühwerken der Labels Fantasy, Concord & MusicMasters sowie sonst nirgendwo erhältliche Glanzlichter aus Brubecks über 50-jähriger Karriere interessieren. So finden sich wundervolle Raritäten wie der „Non-Sectarian Blues“ (1965) mit Charles Mingus, der 12-Ton Rumba „Jazz Impressions Of New York“ oder der „Lost Waltz“ (aus TIME IN). Die bis dato unveröffentlichten „Live in Moskau“-Sessions aus dem Jahre 1987, bei denen Brubecks Söhne Chris (Bass), Darius (Piano) und Danny (Drums) brillieren, ergänzen die sorgfältige Werkschau.