Kirmes – Summer Games
Kennen Sie Zorro? Den bärtigen Kauz Fuzzy? Wissen Sie, was Raider war? Das Computerspiel „Summer Games“ für den guten alten C64? Dann können wir uns duzen, denn dergleichen gehört zum kulturellen Grundwortschatz einer Jugend, der gealterten Generation X vielleicht, oder der frisch ausgerufenen Generation Golf. Auf SUMMER GAMES,dem zweiten Album des norddeutschen Duos Kirmes, wird in diesem Vokabular schüttelgereimt, immer auf der Suche nach den „Unzulänglichkeiten einer längst vergangenen Kindheit, wenn es knistert oder rauscht, flimmert oder sirrt“. Und warum das alles? „Der vom ästhetischen Anspruch überholte Fortschritt schreitet rückwärts in der Zeit“, rappen die Kameraden über herrlich billigen Beats, „eine ideale Welt gerät rasch aus den Fugen“, in lupenreinem Soziologiestudenten-Deutsch, als wär’s aus Niklas Luhmanns Feder geflossen – dem dann auch noch ein selbstverständlich augenzwinkernder Song gewidmet ist („Servus Mr. Luhmann“). Geräte von Hohner. Bontempi oder Farfisa runden den Eindruck einer geschickt konstruierten, aber eben doch nicht authentischen Nostalgie. Zu gut passt da sogar das Cover, ein fehlfarbiges Jugoslawien-Urlaubsfoto der Eltern von ’73. Schade nur, dass sich im Redefluss kaum ein Gedanke findet, der ein zweites Mal bedacht werden müsste, kaum ein Witz, der über müde Andeutungen hinauskommt. Ein Album wie ein Proseminar, es ließe sich trefflich drüber streiten, wirklich genießen lässt es sich kaum. Es sei denn, du stehst auf billig. Aber dafür haben Kirmes ja auch die original „Summer Games“ auf ihre CD gepackt. Eine gute Idee, nur macht die computergenerierte Musik den SUMMER GAMES heftig Konkurrenz.
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