Daniel Johnston – Why me?

Er ist einer dieser Songwriter, die Ihre Authentizität fast umbringt: Townes Van Zandt oder Smog fallen einem ein. wenn man Vergleichbare für den Unvergleichlichen sucht-oder vielleicht noch Kevin Coyne, mit dem Daniel Johnston die Liebe zum Ausdruck auch in manchmal unbeholfenen, aber ausdrucksstarken Zeichnungen eint. Dieser 38-Jährige, unstete, aufgedunsene, schon fast grauhaarige Mann, der mit Jad Fair schon ein Album aufgenommen hat und zu Filmen des legendären Masterminds der „Anthology of American Folkmusic“, Harry Smith, sang, braucht die Musik zum Leben wie die Medikamente gegen seine manisch-depressive Erkrankung. Er ist eine dieser Figuren, die viele (auch Kurt Cobain) als Vorbild nennen/nannten, die es aber trotzdem nie zur Berühmtheit schaffen. Seit den 8oern macht er schon Tapes mit seiner Musik, die nur ein kleiner Schwimmreifen in der hohen See des Lebens ist und bei der man noch immer ein wenig das Gefühl von Voyeurismus empfindet, wenn man ihm bei seiner öffentlichen Musik-Therapie auf der Berliner Volksbühne zuhört. Nun hat die Volksbühne darin nach einigen Schlingensief-Aktionen für Entrechtete und Marginalisierte einige Erfahrung und ein entsprechend wohlwollendes Publikum, vor dem Johnston dann auch Fesseln abstreifen und zu Hochform auflaufen konnte. Und das tut er, er ermächtigt sich Paul McCartneys „Live And Let Die“, Songs als reine, schmucklose, aber großartige Selbstbehauptung, wie er da singt und öffentlich leidet, an der verstimmten Gitarre oder am Flügel, immer seinen Vater am Bühnenrand in Reichweite, ein zweiter Rettungsanker, den er wegen der großartigen Atmosphäre in der Volksbühne an diesem Abend nicht brauchte.