Khaled – Kenza

Der globale Botschafter des algerischen Rai hat die Herausforderung angenommen, die er sich mit seinen letzten Projekten selbst stellte: Seine Hits „Aicha“ und „Didi“ vom Album SAHRA formulierten einen künstlerisehen wie kommerziellen Maßstab, dem der im algerischen Oran geborene Sänger nicht mehr ausweichen kann. Zudem hat Khaled als Initiator des Rai-Gipfeltreffens mit Rachid Taha und Faudel, das unter dem Namen „1,2,3 Soleils“ im Pariser „Palais Omnisport“ stattfand, die Rolle der Vaterfigur endgültig angenommen und die Musik des Maghreb mit der geballten Kraft von Oud und Streichorchester, von Percussion-Polyrhythmen und den Kick Horns an eine sinfonische Grenze gebracht. Folgerichtig kann Khaled mit KENZA zum einen neue Territorien beschreiten, wie er es mit den arabischen Breakbeat-Grooves in „Mele H-Bibti“ tut. Zum anderen aber schöpft er aus der zuvor erarbeiteten Vielfalt. Während die Ballade „C’est la nuit“ dabei kaum an das Niveau der Vorgänger-Hits heranreicht, sind „Idir E’sseba“ und“Ya Aächkou“ großartige Beispiele dafür, wie man den urbanen Funk zwischen Algier und dem Pariser Stadtteil Barbestanzt. Auf der Grundlage arabischer Rhythmen führt Khaled seine Melodien vom Maghreb nach Europa, bleibt sprachlich der Heimat treu und weckt dennoch die Aufmerksamkeit jener, deren popmusikalische Sozialisation dem anglo-amerikanischen Modell folgte. Im A/bum-Highhght „El Harba“ greift Khaled eine Komposition des kabylischen Liedermachers Idir auf, die er mit der anglo-pakistanischen Sängerin Amar in einen modernen Sound überführt. Und selbst ein pophistorischer Tabu-Bruch wie die Neuauflage von Lennons „Imagine“ bekommt durch die Interpretation einen Sinn.-Auf Hebräisch, Arabisch und Englisch gestattet sich Khaled mit der israelisch-jemenitischen Sängerin Noa den Traum einer Abwesenheit von Kriegen und Grenzen. Angesichts dieser Vorlage werden sich Taha und Faudel mit ihren demnächst erscheinenden Alben mächtig anstrengen müssen.