Sex mit Monika Kruse oder stell Dir vor es ist Pop und keiner geht hin! :: von Johannes Finke. Lautsprecher Verlag. 108 SEITEN. 18,90 MARK

von Johannes Finke

LAUTSPRECHER VERLAG. 108 SEITEN. 18,90 MARK

Von einer gemeinsamen Lesereise mit Benjamin von Stuckrad-Barre ausgeladen: Selbst wenn da sonst nichts wäre, allein diese Tatsache nähme einen schon ein für Johannes Finke, Jahrgang 1974. Doch da ist mehr.

wesentlich mehr „Lyrik & Shorties aus den Neunzigern“, so die den arg gedrechselten Titel erläuternde Unterzeile-.Texte, die allesamt so tun, als wären sie beim besoffenen Brainstormingvon Rainald Goetz, Rage Agalnst The Machines Zack de la Rocha und Tocotronics Dirk von Lotzow ausgeheckt worden; Texte, die einen, in ihrer Unmittelbarkeit geradezu anspringen wie‘ Henry Rollins’zerstäubte Schweißtropfen das Publikum direkt am Bühnenrand;Texte,die mal lakonisch sind, mal geschwätzig, mal tief, mal nur flach, doch stets herausfordernd und -ja, auch das – bisweilen richtig ärgerlich. Dass in diesem poetischen „Fight Club“ kein Platz ist für coole Anzugträger, die so gerne alles besser wissen wollen, dürfte eigentlich jedem klar sein. Johannes Finke ist einer, der sich ausliefert: „My Beat / Ersatzträume“,“Heart Beat / Organspende“,“Live Beat / Lautsprecher“, „Close Beat / Profilmassage“ und „Dead Beat / Spurensuche“ überschreibt er die einzelnen Teile seines schmalen Buches, nennt seine Gedichte „Der große Lebowski“, „Free The Monkey“ oder“Downheit mit Benn“. Wie leicht ließe sich bisweilen darüber lästern, doch wie billig wäre das: Denn das alles-es mag einem nun gefallen oder nicht – bildet das Hier und Heute ab, ist lyrische Graffiti, lallende Slam Poetry, lustvoller Rave. Natürlich spielt Johannes Finke mit Versatzstücken des Pop, natürlich sampelt er Kino, Knut Hamsun, Techno und Kokolores, natürlich zitiert er auch seinen Bruder im Geiste namens Tobias O. Meißner – dessen nachtschwarzer Roman „Starfish Rules“ an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich genannt und wärmstens ans Herz (wessen auch immer) gelegt sei. Aber Johannes Finke ist dennoch anders, denn er hat erstens Sex (auch mit Monika Kruse), weiß zweitens um den richtigen Beat – immer auf die Eins – und kennt zum dritten auch noch die vier magischen Worte: Let there be rock. Welche sonst?