Tarwater – Animals, Suns & Atoms

Am Anfang ist süße Unordnung. Die elektronisch verzerrte Stimme, die gar nicht weiß, wo sie hin will, die heranschwirrenden Sound-Partikel, ein Klangteppich im Background.Was sich aus diesen ersten Takten auf dem neuen Tarwater-Album herausschält, ist ein leicht verschleppter Popsong, den auch Lou Reed und John Cale kaum besser hinbekommen hätten.“Come On Down, Break It Up“ – das hört sich wie eine Art Refrain an und ist schon das Ende vom Lied. Und der Beginn einer Expedition in die wunderbare Glashaus-Welt des Ronald Lippok und Bernd Jestram. Schon mit dem Vorgänger-Album SILUR hatten die beiden Berliner Electro-Installateure Aufmerksamkeit weit über den nationalen Tellerrand erzeugt, Mute-Records-Chef Daniel Miller veröffentlichte Tarwater in den USA, John Peel bat sie zur BBC-Session und Gilles Peterson in sein Studio. Mit ANIMALS, SUNS & ATOMS zelebrieren Tarwater über die Strecke von 40 Minuten eine frei fließende Synthese aus den Elementen Sound,Text, Beat und Sample, Nie haftet den Tracks etwas Forderndes, Verbindliches an – Lippok und Jestram spazieren entspannt durch Cyber-Wälder, vertonen das Leben der Motte und türmen liebliche Samples zu kleinen Installationen aufeinander. In Stücken wie „The Trees“ und „At Low Frequency“ kann man die melodische Raffinesse von Wire entdecken, man kann aber auch einfach die Augen schließen und irgendwo in diesem Parallel-Universum Rast machen. Die Uhr dreht sich hier etwas langsamer.