Martin Rev – Strangeworld

Was macht eigentlich Martin Rev? Schauen wir doch einmal aufs Cover dieses Albums: Da posiert der Ex-Jazzband-Organist und spätere Synthesizer-Recke der legendären Suicide mit voll verspiegelten Sonnengläsern und gechintztem Blouson als langhaarige Roberto-Benigni-Kopie vor ein paar Glasscheiben. Das sieht schon ein bisschen komisch aus. Doch Cover können ungerecht sein. Diese Zusammenstellung von bislang unveröffentlichten Tracks aus den letzten Jahren beantwortet die Eingangsfrage dann doch noch ganz vielversprechend: Martin Rev macht charmante elektronische Musik. Ein paar tausend Lichtjahre vom hypnotischen Proto-Techno der späten Seventies entfernt, zischt Rev mit der Stimme eines elektronisch sozialisierten Späthippies durch märchenhafte Soundlandschaften, in denen es (fast) gar keine Beats gibt (und viel Hall auf fast allem). Plötzlich taucht da aus dem Nichts ein heller, greller Streifen am Horizont auf, irgendwo rattert und scheppert es, und du weilst, das ist die letzte Erinnerung an das, was früher einmal Rock ’n‘ Roll hieß. Und es ist verdammt traurig. Und es ist verdammt schön.