Nils Petter Molvaer – Solid Ether

Kaum ein Jazz-Album hat in den vergangenen Jahren soviel Wind im Blätterwald verursacht wie KHMER, das Solodebüt von Nils Petter Molvaer aus dem Jahr 1998. Die Platte und die nachgeschobene Remix-EP (mit Rockers HiFi,The Herbaliser et al.) war eher ein Wagnis für ECM als für den norwegischen Trompeter. Wehte doch mit der Verbindung von Jazz und aktueller Elektronik so etwas wie der Zeitgeist durch das ehrwürdige und gegen alle Trends und Moden resistente Programm des renommierten Jazz-Labels. Auf Molvaers Konzerten kam dann auch folgerichtig ein seltsames Publikum zusammen: Bierbäuchige Jazzgourmets in speckigen Jacketts und Hipster in Baggy Pants fühlten sich gleichermaßen angesprochen. Jetzt macht Molvaer da weiter, wo er vor zwei Jahren aufgehört hat. SOLID ETHER bedeutet die Konsolidierung auf höchstem Niveau. Ätherische Trompetenfiguren wachsen organisch mit den elektronischen Zutaten aus Breakbeats, ambienten Klangflächen und Samples zusammen und generieren einen ebenso impressionistischen wie eklektizistischen Sound. Über all das Modernitätsgejubel in Zusammenhang mit Nils Petter Molvaer sollte aber nicht vergessen werden, dass wir es mit einem Musiker zu tun haben, der – in der Forschertradition von Miles Davis und Don Cherry – ebenso tiefgründige wie lyrische Kompositionen vorlegt, in denen die Melancholie die treibende Kraft ist. Wobei wir dann doch wieder bei alten ECM-Tugenden angelangt wären. VÖ.9.5.