Funkstörung – Appetite For Distruction

Ästhetisch

Out Of Rosenheim: Michael Fakesch (ursprünglich: Techno-Party-Veranstalter) und Chris De Luca (ursprünglich: der einzige Techno-DJ vor Ort) lernten sich vor zehn Jahren in jenem oberbayerischen Städtchen kennen, das Otto Normalverbraucher allenfalls aus den Eishockey-Nachrichten kennt. Größere Bekanntheit erzielten die beiden Funkgestörten über ihre Remix-Arbeiten für Björk, den Wu-Tang Clan und Visit Venus (alle auf der K7-Compilation ADDITIONAL PRODUCTIONS versammelt). Neuerdings gehen Fakesch und De Luca den konsequenten Weg der Dekonstruktion von Legenden. Prominenteste Opfer: Jean-Michel Jarre und Tocotronic. Das wäre ein wenig humorlos, würden Funkstörung auf ihrem eigenen Album nun die schöne neue Welt elektronischen Wohlgefühls erschaffen. Wir geben Entwarnung: APPETITE FOR DISCTRUCTION sucht die Demontage auf höchstem ästhetischen Niveau. Es gibt Momente in dieser knappen Stunde, die könnten bei einem Auffahrunfall zwischen Aphex Twin und den Einstürzenden Neubauten enstanden sein, mitten im Studio. Es gibt Rapper und Sängerinnen. Es gibt umherirrende, polternde, krackselnde, stolpernde und doch immer ganz und gar präsente Beats. Manchmal klingt diese Musik, als hätten ihre Produzenten sich in Mixer, Quirl und andere kleine, feine Manipulationsmaschinchen verliebt, dann aber lenken sie unsere Aufmerksamkeit auf die anderen Soundschichten, aus denen Schönheit in wohl dosierten Mengen dringt. Vorausgesetzt, man stört sich nicht an den etwas zweifelhaften Appetitanregern: „Probiere getrocknete Frösche“ wird dem Hörer in einem Track empfohlen. Wohl bekomm’s!