Roel Bentz van den Berg :: Die Luftgitarre – Bowie, Springsteen und all die anderen

Greil Marcus, selbst ein begnadeter Schreiber vor dem Herrn, wählt grolle Worte: Zehn Jahre seines Lebens, so bekundete der Rock-Journalisten-Guru aus den USA, würde er geben, „um so frei denken zu können wie Roel Bentz van den Berg, sei es über Musik oder sonstwas“. Nun, ganz so weit würde der Verfasser dieser Zeilen nicht gehen und verneigt sich dennoch still und demütig vor dem, was dem 50-jährigen Kollegen aus den Niederlanden in diesen 35 kurzen Essays wieder und wieder gelingt: nicht mehr und nicht weniger nämlich, als die Essenz des Rock’n’Roll in Worte zu fassen. Hier ist jeder Buchstabe, jede Silbe, jedes Wort, jeder Satz Rock’n’Roll, jede Idee, jedes Bild, jede (oft frappierende) Verknüpfung, ist alles, was der Autor – oder sollte man sagen: der Magier? – vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen lässt, Rock’n’Roll. Das glauben Sie nicht? Dann aber nichts wie ab in die nächste Buchhandlung, das blaue Büchlein aus dem Regal gezogen und rasch die Seiten 117 bis 123 gelesen, die über Neil Youngs“CortezThe Killer“. Jede Wette: Sie werden den Song nie wieder so hören wie früher. Und so wird es Ihnen mit „Richard Cory“ gehen und mit „Wild Is The Wind“, mit „Just LikeTom Thumb’s Blues“ und „Needles And Pins“, mit Alan Vega und Shane MacGowan, mit Mitch Ryder,Tim Rose und all den anderen. Glückliche Niederlande, wo derlei Kolumnen im nüchternen „NRC Handelsblad“ stehen. Wo man neben dem Börsenbericht die Heiligsprechung Jerry Lee Lewis‚ („The Killer“) studieren darf, Letztgültiges über Gottvater Phil Spector lesen kann und nach der Meditation über Lee Claytons „I Ride Alone“ in den Sonnenuntergang reiten möchte, immer jener Stimme nach, die uns vom Paradies erzählt, von der Hölle und von allem dazwischen. Es klirren Riffs! Elektrizität knistert! Es dröhnt DIE LUFTGITARRE! Und am Himmel lodert in Flammenschrift „Let there be rock.“