Jesus Lizard – Bang!

Wer die Giftstoffe von Jesus Lizard bei vollem Bewusstsein inhalierte, musste spüren, dass diese Band nicht für die Ewigkeit gebaut war: Ein Harakiri-Kommando mit Tendenz zur Atonalität. Vor einem Jahr segnete Jesus Lizard das Zeitliche, das Touch And Go Label hat nun diese 20-TrackCompilation zusammengestellt. David Yow (Gesang) und David Wm. Sims (Bass), die sich aus der Post-Hardcore-Combo Scratch Acid kannten,fanden über Umwege Ende der 8oer-Jahre in Jesus Lizard wieder zusammen. Gemeinsam mit Gitarrist Duane Denison probten sie ein martialisches Punk-Rock-Bombardement, das anfangs mit einer Drum-Machine auskam (die später durch den echten Schlagzeuger Jim Kimball ersetzt wurde). Steve Albini, der kurzzeitig mit Sims in einer Band gespielt hatte, produzierte dann das Jesus-Lizard-Debüt-Album PURE 1989. Die Protagonisten sind eingeführt, die Spielfelder entnehmen wir den Tracks ihrer Singles: Sex, Blood & Blues. Die Band aus Chicago verzichtete in den zehn Jahren ihres Bestehens auf jegliche Eingeständnisse an den gerade gültigen Indie-Rock-Geschmack. Yow absolvierte live einen atemberaubenden, selbstzerstörerischen Parcours, die Band jagte dazu die Stooges durch die Häckselmaschine. Jesus Lizard kriegten selbst einen grundgemütlichen Trio-Song („Sunday You Need Love“) irgendwie noch kurz und klein, ohne, dass das überspannt klang. Denison und Kimball verwirklichten zwischenzeitlich im Dension Kimball Trio eine etwas akademischere Version der großen Rock ’n‘ Roll-Verweigerung. Auf der Compilation BANG! sind fast alle Singles von Jesus Lizard vertreten, einige B-Seiten, drei bisher unveröffentlichte Beiträge („Blockbuster“, „The Test“ und das zweite Trio-Cover „Anna“) und mehrere Live-Tracks. Ihre erste Show spielten Jesus Lizard im Juli 1989 in Chicago, die letzte im März 1999 in Schweden. Listen! The show must go on!