Paul Weller – Heliocentric
Der Legende nach waren die ersten Worte, die Noel Gallagher dereinst zu Paul Weller sagte: „Piss off!“ Der Beginn einer wundervollen Kameradschaft, die neben konkreten Kollaborationen fortwährend freundliche Spuren auf den Alben der beiden Musiker hinterlässt. Der Modfather des britischen Rock, zeitlebens politically knorke, musste irgendwann die Erfahrung machen, dass sein Halbgott-Status aus Jam-Tagen ihn vor profanem Altern nicht mehr schützt – seitdem spielt er lieber in der Liga für gediegene Rock- und Soulmusik, und das mit allem Engagement. Alle zwei, drei Jahre ist Weller in den 90er Jahren mit einem neuen Album an die Öffentlichkeit getreten, Respekt war ihm dafür gewiss, und so soll es auch diesmal sein. Die zehn Songs auf HELIO-CENTRIC üben sich in sympathischer Dezenz. Weller singt unprätentiöse Liebeslieder („Sweat Pea, My Sweet Pea“), er singt Songs, die von Gary Brooker (Procol Hamm) sein könnten („Frightened“), er kriegt harmonisch die eine oder andere ganz und gar beatleske Kurve. Er lässt sich Streicher und Background-Chöre kredenzen, die zu schön für Marvin Gayes Klassiker „What’s Goin’On“ gewesen wären und von Robert Kirby arrangiert wurden, der an den ersten beiden Nick-Drake-Alben beteiligt war. In den Märchenwäldern des Pop-Universums ist Weller ganz gut zu Fuß, und wenn er mal einen Gang hochschaltet, schimmert das Modell Oasis in den weiten Gitarrenbögen am Firmament formvollendet durch. Dem Einfluss der Gallaghers sei Dank. Noel und Liam retteten mit ihren Beiträgen ja schon das insgesamt eher durchwachsene Jam-Cover-Versionen-Album FIRE & SKILL aus der Mittelmäßigkeit. Und im Geiste ist Paul McCartney auf HELIOCENTRIC auch dabei. Damit wäre der Generationenvertrag des Brit-Pop vorerst in trockenen Tüchern, geprobt hatten Paul Weller, Noel Gallagher und Paul McCartney ja schon bei der „Come Together“-Aufnahme für das bosnische „War Child“-Projekt vor ein paar Jahren.
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