Embrace – Drawn From Memory
Hohn und Spott wurden schon ausgegossen über Embrace, weil sie gar so zerrissen sich gerierende, selbstgefällige Wichtigtuer sind, dabei aber doch nicht so überzeugend zerrissen wie Radiohead, nicht so herzhaft selbstgefällig wie Oasis und nicht so respekteinflößend wichtigtuerisch wie Richard Verve können. Jetzt hat die in etwa uncoolste Band Britanniens den Nachfolger zum hemmungslos pathetischen ersten Album THE GOOD WILL OUT von 1998 fertig – und kann oder will jetzt auch nicht mehr so hemmungslos pathetisch. Okay geht’s los mit dem klassischen Schmelzer „The Love It Takes“, doch dann: „You’re Not Alone“, ein hymnischer Mutmach-Song, der wie eine Parodie wirkt („one day you’ll be heard, you’re on top of the world/… it’s not the end ofthe world“-Jessas!) und den keiner braucht, weil wir auf dem Debüt mit“AIIYou Good Good People“ schon einen ausreichend hymnischen Mutmachsong hatten.“New Adam New Eve“ ist ein zerrender Rocker, der aber nicht an Vorläufer wie „One Big Family“ rankommt und dann auch noch in einem schnell auf den Keks gehenden du-dup-dadup-dadup-Refrain gipfelt. Hier ist das Problem: wenn Embrace poppig werden wollen, geht’s meist fehl (wie die nervig hopsend erste Single „Hooligan“ beweist). Die Cleverle-Blur-Nummer nimmt man ihnen nicht ab, sie sind eine Band für die epische Breite. Das mag bisweilen im Schwulst enden, aber Stücke wie der beinahe sakrale Titelsong mit seinem Fagott-Intro, Danny McNamaras leidender Gießkannenstimme und schick Radiohead-esquen Waber-Geräuschen unterm Herzzerreiß-Piano oder der krachende Noise-Rocker“Yeah You“ tun dann doch ihre Wirkung. Weil die McNamara-Brüder eben doch noch Lieder ‚ schreiben können, sich dabei nur mit ihrer kitschigen Ader oft selbst im Weg stehen.
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