AC/DC :: Stiff Upper Lip

Kaspermucke

Einen hübschen Humor hat man offenbar bei der Plattenfirma Eastwest: weil die Furcht vor Reproduktion und Ins-Netz-Stellen des vielerseits herbeigesehnten Werkes im Raum stand, wurde das Vorab-Presse-Tape zum neuen AC/DC-Album mit einem „voice-over“ versehen, einer Art akustischer Entwertungs-Stempel. Sieht in der Praxis so aus, dass alle 30 Sekunden der Eastwest-Praktikant den Satz „Schluss mit Kaspermucke“ über den Vortrag von Angus Voung & Co. spricht. Hübsch ist das vor allem deshalb, weil wohl nicht wenigen Menschen der Markenname AC/DC quasi als Synonym für Kaspermucke steht. Wofür sie von anderen Menschen gern eins auf die Lichter haben können, für die Atzedatze „easily the greatest band on the planet“ (wie eine www-Fansite versichert) ist. Recht haben sie irgendwie beide, und das ist vielleicht das Geheimnis der Gebr. Young & Co. Auch im Jahr 2000, fünf Jahre nach dem letzten Studio-Album BALLBREAKER, wird hier jenseits von gut und böse und ohne Rücksicht auf den Biervorrat gestampfrockt, als hätten wir 1980. Ja, gut-äh, die zwölf Songs sind nicht eben Grammy-verdächtig, bisweilen überraschungsarm (bezeichnend, wenn man die Pause zwischen „Damned“ und „Come And Get 1t“ für ein Break halten könnte, weil’s mit demselben Akkord und Beat weitergeht), aber solide, manchmal sogar catchy („Safe In New York City“, „Hold Me Back“) und durchweg fettest produziert. Malcolm klopft ein paar wirklich dufte Riffs und Angus lässt standesgemäß heavy-bluesig die Gitarre klingeln. Dazu gibt er in seinem Zusatzjob als Texter einmal mehr den Elefant im Porzellanladen der Doppeldeutigkeiten und wedelt sich routiniert Altherren-Schlüpfrigkeiten von der Palme, die Testosteronprotz Brian Johnson wie bewährt brünftig ins Mikro presst: aufgepasst, Ladies, „I was born with a stiff- …a stiff upper lip!“ Ja, mein lieber Herr Gesangsverein, da heißt’s schon zwischendurch Zähne zusammenbeißen. Aber die dürfen das. Kaspermucke? Gewiss doch! Und bitte noch’n Bier.