Broadcast – The Noise Made By People

Was tun, wenn man in einer tristen Industriestadt wie Birmingham wohnt, die viele Briten nur deshalb kennen, weil sie dort auf der Autobahn M6 von Norden nach Süden und umgekehrt immer im Stau stehen? Am besten gar nicht hinschauen, ins Studio gehen und sich eine ästhetisierte Klangwelt zurechtbasteln, die den Alltag draußen von innen verschönert. Auf dem Debütalbum von Broadcast, einer vierköpfigen Gruppe aus der zweitgrößten Stadt Englands, wimmelt es nur so vor stilvollen Nuancen. Pop-Pretiosen und es herrscht gediegene Atmosphäre. Jeder Laut ist überlegt gesetzt und Teil eines

fein strukturierten Ablaufs, in dem die Einzelteile filmisch ineinandergreifen, bis das Gesamtbild in voller Retro-Schönheit erstrahlt. Referenzpunkte sind unschwer auszumachen: John Barry und sein Soundtrack zu „Ipcress Files“, die Filmmusik von „Blow Up“, Psychedelia, analoge Moog-Sounds. Das Erstaunliche aber ist, dass hier kein nostalgisches Sehnen nach einer verflossenen Ära stattfindet. Broadcast geben organisch gespielte Klänge in ihr Computerprogramm ein, das die Informationen dann neu mischt. Allerdings: Die Mitwirkung des maschinellen Gehilfen hört man nicht wirklich heraus. Der Futurismus findet versteckt statt, damit das kultivierte Ambiente nicht zerstört wird.THE NOISE MADE BY PEOPLE ist ein Album, bei dem die Flucht vor der Gegenwart ins Gestern führt, ohne dass die Errungenschaften der Moderne kategorisch negiert werden. Und das klingt dann doch wieder verdammt nach Zukunft.