Die Story von Janis Joplin :: Myra Friedman
HANNIBAL VERLAG. 530 SEITEN.2980 DM Wie gut oder schlecht derlei Biografte-Untemehmungen ausfallen, hängt neben dem schriftstellerischen Talent der Autoren (beziehungsweise deren Ghostwritern) von einigen Faktoren ab. Etwa, wie eng die Macher mit der zu porträtierenden Person in Kontakt standen, wie authentisch ihre Quellen sind, und wie sehr sie in der Lage sind, die bewundernde Fan-Haltung zugunsten der des distanzierten Chronisten und Analysten aufzugeben. Legt man diese Kriterien zugrunde, gehört Myra Friedmans Werk über die wohl größte aller Rocksängerinnen zu den besseren Bios. Friedman begleitete Joplin von 1968 bis zu Janis‘ Tod im Herbst 1970 als Presse-Managerin, hatte also reichlich Gelegenheit, die Hippie-Ikone auch über berufliche Belange hinaus kennen zu lernen. Zudem hat Friedman im Laufe ihrer Recherchen eine Menge Zeitzeugen aufgesucht, die sehr eindrucksvoll gerade auch Janis‘ Kindheit und Jugend im texanischen Port Arthur beleuchten. Friedman ist spürbar bemüht, die psychischen Abgründe in Joplins selbstzerstörerischem Leben zu erhellen und Gründe für ihren immensen Drogen- und Männerkonsum deutlich zu machen. Überzeugend zeichnet die Autorin Janis‘ Entwicklung vom schüchternen, komplexbeladenen Teenager-Pummelchen zum lebenshungrigen, zunächst gar nicht so sehr auf die Musik fixierten Twen nach – zweifellos die stärksten und auch berührendsten Passagen des Buches. Schade nur, dass die Betrachtung von Janis‘ musikalischem Schaffen ein wenig kurzatmig geraten ist. Zur großen Kunst dieser Getriebenen hätte die studierte Musikwissenschaftlerin ruhig mehr als ein paar vordergründige Floskeln absondern dürfen.
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