Madrugada – Industrial Silence

Eine norwegische Band mit einem spanischen Namen? Kein Problem, Pop 2000 ist international. Zumal bei Madrugada englisch gesungen wird. Gespielt wird allerdings,ja, in der Tat, eher norwegisch-spanisch. So entsteht eine Atmosphäre irgendwo zwischen der Melancholie des Polarkreises und der heißen Trägheit mediterraner Steppen. Die Kitschgefahr ist dennoch nicht einmal in greifbarer Nähe. Kaum zu glauben, dass die Osloer Jungs von Madrugada erst zwischen 23 und 24 Jahre alt sind. INDUSTRIAL SILENCE klingt ausgereift und wettergegerbt. Und das kann nicht nur daran liegen, dass sie sich vom Dinosaur Jr- und Mark Lanegan-Produzenten John Agnello abmischen und von Bob Egan (Freakwater) an der Steelgitarre unterstützen haben lassen. Das liegt vor allem an den verträumten Songs der Band und an ihren gelungenen Arrangements, die aus der Ferne an die Klänge der späten And Also The Trees, die ruhigeren Momente der Beasts Of Bourbon und an die Magie des Gun Club erinnern. Zuweilen knieen sich Madrugada aber auch mächtig in ihre Gitarren hinein und geben dem Rock-Gaul die Sporen. Doch wie das bei so alten jungen Herren nun einmal ist, vergehen solche Flausen schnell von selbst und das Quartett hält die Zügel schlaff und reitet gemächlich in den Sonnenuntergang. Im Hintergrund ihr gefährlich vibrierender Soundtrack zu imaginären Kaputtnik-Western. Ziemlich groß.