Bernd Begemann – Sag‘ Hallo zur Hölle
„Kelly Family Feeling“ ist Album-Opener und (Verschenktape-)Hit zugleich. Wer mag, darf sich über den Text bekringeln: „Du und ich, wir haben das Kelly Family Feeling- dämlich aber glücklich, gammelig aber zusammenlich.“ Auch wer das bleiben lässt, dem werden diese Zeilen gegen seinen Willen den Tag machen. Die Mitsing-Hookline ist von bestechender, naiver Schönheit und das gilt auch für die Stimme von Duettpartnerin Sophie Rois („Wir können auch anders“). Noch ein paar weiter, mehr oder weniger semiakustische Singalongs und süße Weisen hat Bernd Begemann auf SAG‘ HALLO ZUR HÖLLE verstreut: „Derrick weint“ ist rührend mit seiner Glockenspielmelodie und der mittelamerikanischen Rhythmusmaschine, „Ego-Shooter“ einfach mitreißend,“Fernsehen mit Deiner Schwester“ süß-und alles zusammen unwiderstehlich. Begemann wagt sich sogar vor bis in die großen Balladen („Sie werden wahnsinnig in diesen Häusern“, „Wir werden uns umsehen“), aber auch ans Experiment. Er zeichnet das „Draußen“ als urbanes Hörspiel für 2.20 Minuten auf, lädt zum Beschnuppergespräch in die „Witzige WG“. Max Goldt lässt grüßen! Im Grunde funktioniert das immer gleich: Bernd geht um die Häuser seiner großen Stadt, schaut den Paaren und Singles beim Irren und Rechtfertigen zu, lauscht Milchkaffeegesprächen -denen der anderen und den eigenen. Dann schreibt er es auf wie es ist – nämlich schon tragisch, komisch, lyrisch genug-opfert kaum eine Silbe dem Reimzwang, lässt sich dazu eine kleine Melodie und ein paar leckere Kleinarrangements einfallen und trägt das dann in seiner so charmanten wie augenzwinkernden Weise seinem Rekorder vor. Das ist direkt. Und das hört man.
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