Rolling Stones Musik, Macht, Mythos :: von Heinz Bamberg
ATLANTIS SCHOTT/SERIE MUSIK. 448 SEITEN. 24.qo DM Nötig war’s beileibe nicht, noch ein weiteres Buch über die Band mit der wohl bestdokumentierten Karriere der Rockgeschichte zu schreiben. Was sollte da noch zu erzählen sein? Der nicht ganz glücklich gewählte Untertitel, „Geschichte und Geschichten zurdienstältesten Rockband der Welt“, verspricht auch nicht eben neue Erkenntnisse. Und doch gehört dieses unscheinbare Taschenbuch zu den besseren Druckerzeugnissen in Sachen Stones. Da hat sich einer Gedanken gemacht, ungewöhnliche Perspektiven gewählt und bisher kaum beachtete Zusammenhänge erläutert. Bamberg, studierter Musikwissenschaftler und Philosoph, rattert nicht einfach die sattsam bekannte Chronologie herunter, statt dessen versucht er herauszufinden, wie diese Gruppe von Londoner Vorstadtmusikern zur „greatest rock’n‘ roll band on earth“ wurde und, vor allem, warum sie es bis heute geblieben ist. Mit psychologischem Feingefühl und kritischer Distanz kommt er den Motiven, Launen, Stärken und Schwächen seiner Protagonisten auf die Schliche. Dabei vermeidet er klugerweise Spekulation – schwierig genug, wenn man ausschließlich auf Secondhand-Informationen angewiesen ist. Lieber stützt sich Bamberg auf gesicherte Erkenntnisse, authentische Aussagen von Zeitzeugen und nicht zuletzt auf die kompetente Analyse der Musik. So erhält der Leser in den besten Momenten dieses Buches überraschende Einblicke in die feine und höchst sensible Chemie der Gruppe, die vor allem Brian Jones zu schaffen machte. Hilfreich zum Verständnis der langen Stones-Story sind überdies die Passagen, die sich mit weiteren Schlüsselfiguren des Band-Kosmos beschäftigen, etwa Andrew Oldham, Allen Klein, Mick Taylor, Marianne Faithfull und Anita Pallenberg, um nur die wichtigsten zu nennen. Gut auch der ausführliche Anhang mit kompletter und kenntnisreich kommentierter Diskographie, akribisch recherchierter Bibliographie plus Auflistung der wichtigsten Websites zum Thema. Eine ordentliche Arbeit, uneingeschränkt zu empfehlen – wären da nicht das teilweise schlampige Lektorat und einige stilistische Plumpheiten, die den Lesespaß stellenweise doch empfindlich trüben.
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