Steve Vai – The Ultra Zone
Wieviele Noten kann man in einem eintaktigen Gitarrenlauf wohl unterbringen? Eine ganze Menge, wie Steve Vai, Musterschüler der amerikanischen University of Schnellerhöherweiter, mal wieder demonstriert. Gitarristische Omnipotenz, die zahllose Nachwuchsvirtuosen garantiert orgasmieren lässt. Wer Musik als Klang gewordene Fortsetzung des Leistungsprinzips definiert, darf sich auch über Vais profund agierende Mitstreiter wie Gregg Bissonette, Philip Bynoe oder Mike Keneally freuen. Eine Selbstverständlichkeit, dass auf dem Cover die Hersteller von Vais Instrumenten genannt werden, damit alle Junior-Vais auch wissen, wohin sie ihr Geld zu tragen haben. Technisehe Hochrüstung, schön komplizierte Arrangement‘, und ebensolche Soli machen allerdings noch lange keine gute Musik aus. Erst recht keine gute Rockmusik. Denn Perfektion bedeutet in letztgenanntem Genre bekanntlich mitunter den Tod, und THE ULTRA ZONE versprüht teilweise so viel Sinnlichkeit wie ein unter japanischer Schutzatmosphäre produzierter Mikroprozessor. Ist es ungerecht, wenn man Steve Vai als Sklaven seiner Spieltechnik und Wichsvorlage für Instrumentalfetischisten bezeichnet? Vielleicht, denn er hegt ja sicher keine bösen Absichten, gibt sich redlich Mühe und glaubt höchstwahrscheinlich selbst an die Zwangsläufigkeit des „survival of the fastest“. In den 80er Jahren galt so viel Leistungswille noch als hip, doch Zeitgeister wie Kohl und Thatcher befinden sich im Ruhestand, Ronnie Reagan leidet an Alzheimer, und auch die 90er Jahre sind bald vorbei. Nach heutigen Maßstäben wirken Vais 13 neue Songs zwischen Metal, Blues und Ethno, darunter acht Instrumentals, größtenteils reichlich angestrengt und unsexy. Ein drittes Sternchen gibt’s nur, weil Vai es ja nicht böse meint und sicher jeden Tag fleißig übt.
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